habe ich schon wieder die Blühzeiten vergessen??? Ach ja, das Alter... Das Zimbelkraut blüht von März bis Oktober. Allerdings handelt es sich um das "normale" Kraut (Cymbalaria muralis), also keine "madeiraspezifische" Variante.
Und hier eine Pflanze speziell für andorinha... Die hatte ich auf unserer Tour doch tatsächlich falsch angesprochen (ich meine natürlich die Pflanze). Ich sollte mir angewöhnen für so einen Kleinkram die Lesebrille oder eine Lupe mitzunehmen. Der richtige Name lautet Mittlere Resede (Reseda media), heimisch in Südwesteuropa und Nordafrika. Sie wurde 1925 zum ersten Mal auf Madeira gesichtet und hat sich seitdem erfolgreich auf der Insel etabliert, vor allem in Grasland.
Strauchminzen der Gattung Bystropogon findet man nur auf den Kanaren und auf Madeira. Von den ungefähr sieben bekannten Arten (je nachdem welcher Systematik man folgt) gibt es fünf auf den Kanaren. Bleiben also zwei für Madeira übrig. Dabei handelt es sich um die Punktierte (Bystropogon punctatus) und die Madeira-Strauchminze (Bystropogon maderensis). Beide sind sich ziemlich ähnlich und lassen sich anhand eines Übersichtsfotos kaum unterscheiden (wen die Details interessieren darf natürlich gerne nachfragen). Bei der hier abgebildeten Art handelt es sich um die Madeira-Strauchminze, ein kleiner Strauch, der nur ungefähr 1 Meter groß wird.
Und nun doch schon wieder ein Endemit. Aber irgendwann hört das sicherlich auf
Hallo Velvet, zur Gattung Bystropogon auf Madeira habe ich eine besondere Beziehung: Als mich 1885 mein Käferfreund zum ersten Mal mit auf die Insel nahm, musste ich immer vor ihm laufen (vermutlich, damit er mich im Auge behalten konnte). Die erste Pflanze, die er mir zeigte, war eine ca. 1,5 m hohe Strauchminze. Auf diese sollte ich acht geben, weil sich daran ein sehr seltener (und bis dahin wohl noch nicht auf Madeira gefundener) kleiner, Käfer finden sollte. Weil ich immer vorne war, habe ich ihn tatsächlich entdeckt (wofür es abends im Zelt einen eigens für Neufunde mitgeschleppten) Schluck Rotwein gab. Der Fundort war übrigens jene (schon damals verfallene) Levada, die auf dem Weg zum Balcoes hinter dem Felsendurchgang links abzweigt. Für mich auch deshalb unvergesslich, weil er entlang der schon teilweise abgerutschten Levada über den senkrecht abfallenden Felsen kletterte, um nachzuschauen, ob auf der anderen Seite (wo die Levada wieder begehbar war), es dort noch weitere Exemplare gebe. Ich war noch keine Woche auf der Insel, habe mich geweigert, ihm zu folgen und mir im Geist ausgemalt, was ich seiner Frau wohl sagen könnte, wenn ich allein nach Deutschland zurückkehren würde. Später habe ich erlebt, dass dies nicht die schwierigste Stelle war, die er für seine Käfer überwunden hat. Tragischerweise ist er später (viel zu früh) im Bett verstorben. So viel zu Bystropogon. mfg Ulrich
so ähnliche haarsträubende Erlebnisse habe ich auch schon das eine oder andere mal erlebt. Einige Biologen scheinen ziemlich besessen zu sein wenn es um ihre "Lieblinge" geht. Da kennen die dann weder Gut noch Böse und begeben sich in gefährliche Situationen, selbst wenn sie nicht klettern können und ihnen die physischen Voraussetzungen dafür völlig fehlen. In Bezug auf deinen Freund kann ich das natürlich nicht beurteilen, aber ich habe schon welche in Felsen rumklettern gesehen, in denen sie sich ungefähr mit der Eleganz eines Kartoffelsackes bewegt haben. Mit etwas Wohlwollen könnte man das waghalsig nennen, ich würde es aber eher als hirnrissig bezeichnen. Ein gewisses Risiko muss natürlich ab und an eingegangen werden, aber es sollte kalkulierbar sein... In Bezug auf die Strauchminze war das aber gar nicht nötig. Gut 300 Meter unterhalb des besagten Aussichtpuktes bei Frio wächst sie freundlicherweise völlig undramatisch entlang des Weges in Richtung "Central Faja da Nogueira".
Und hallo Strelizie,
wenn ich die Lage der Levada do Rodrigues jetzt richtig einsortiert habe, könnte es sich bei dir auch um die Punktierte Strauchminze gehandelt haben. Die Madeira-Strauchminze wächst nämlich vorwiegend im nordöstlichen Bereich Madeiras, während die andere eher im Norden und Westen zu finden ist. Mal schauen, vielleicht werden wir nächstes Jahr diese Levada auch mal aufsuchen...
so ähnliche haarsträubende Erlebnisse habe ich auch schon das eine oder andere mal erlebt. Einige Biologen scheinen ziemlich besessen zu sein wenn es um ihre "Lieblinge" geht. Da kennen die dann weder Gut noch Böse und begeben sich in gefährliche Situationen, selbst wenn sie nicht klettern können und ihnen die physischen Voraussetzungen dafür völlig fehlen. In Bezug auf deinen Freund kann ich das natürlich nicht beurteilen, aber ich habe schon welche in Felsen rumklettern gesehen, in denen sie sich ungefähr mit der Eleganz eines Kartoffelsackes bewegt haben. Mit etwas Wohlwollen könnte man das waghalsig nennen, ich würde es aber eher als hirnrissig bezeichnen. Ein gewisses Risiko muss natürlich ab und an eingegangen werden, aber es sollte kalkulierbar sein... In Bezug auf die Strauchminze war das aber gar nicht nötig. Gut 300 Meter unterhalb des besagten Aussichtpuktes bei Frio wächst sie freundlicherweise völlig undramatisch entlang des Weges in Richtung "Central Faja da Nogueira".
Gruß Velvet
Hallo Velvet,
zur Ehrenrettung meines Freundes will ich noch anfügen, dass er ein sehr erfahrener und äußerst gewandter Wanderer und Kletterer war (er hat die halbe Welt bereist). Ich halte mich zwar auch nicht gerade für einen Stubenhocker ... aber seine Fitness habe ich auch nicht annähernd erreicht. Dass wir für die Käfersuche nicht nur einen Strauch untersucht haben, kannst Du Dir sicher vorstellen: Er muss wirklich sehr selten sein. Kurioserweise hat ihn der Erstbeschreiber Chrysomelina fragariae benannt (weil er ihn bodennah an Erdbeeren gefunden hatte). Selbstverständlich hat ihn dann die gesamte Coleoptorologenwelt auch dort - natürlich vergeblich - gesucht, bis irgend jemand zufällig einmal etwas nach oben geschaut und ihn dort entdeckt hat - er war einfach nur heruntergefallen, als ihn der Erstbeschreiber entdeckt hatte. Richtigerweise müsste er also C. bystropogonii heißen -:). Der Käfer ist sehr klein (siehe Bild) und hat einen grünlich-goldenen Schimmer auf den Flügeldecken (ist bei meinem Bild leider nicht gut herausgekommen).
und keine Angst. Ich habe nicht vor, die Forums-Mitglieder mit Gräsern zu langweilen. Aber eines sollte doch erwähnt werden, da es auf der Insel allgegenwärtig ist. Zumindest dort, wo Wasser an Felsen herunter tropft oder fließt und wo es nicht allzu schattig ist. Dort hängt es dann wie grüne Bärte in den Wänden und jeder hat es mit Sicherheit schon gesehen.
Dabei handelt es sich um die Silber-Schmiele (Deschampsia argentea). Sie ist aber auch deswegen erwähnenswert, weil sie nur auf Madeira vorkommt