23.10.15 15:01
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Madeira August-Septemebr 2015 (Teil5)
Der etwas abgeschiedene Westen
Es vernahm sich vielversprechend: Toni (Anton) lobte diesen Teil und auch die Fahrer der Linie 80 - oder hab` ich da was falsch verstanden? - und auch die Preise schienen fair zu sein. So entschlossen wir uns zu dieser Tour, die von Funchal u.a. über Ribeira Brava, Calheta, Ponta do Pago und Achada da Cruz nach Porto Moniz führen sollte. Der Rückweg sollte dann über Sao Vicente und dem Uncumeada Pass erfolgen - oder aber auf dem gleichen Weg. Dazu würde ich keinensfalls raten!
Der erste Eindruck bezüglich des Fahrers ließ nichts Gutes erahnen: ein - auf den ersten Blick - kühles, introvertiertes Wesen, das keinen an sich heran ließ. Aber pflichtbewusst. Sein Fahrstil und die von ihm angekündigten - dann auch strengstens eingehaltenen - Pausen, waren einmalig. Da stand er einem deutschen Kollegen bestimmt um nix nach Leider war das mit den Erklärungen so eine Sache..., denn es gab keine Der Mann war Profi als Fahrer und bestimmt kein Reiseleiter! Was soll`s? Es gibt auch Schlimmeres.
Wie immer auf dieser superben Insel für Landschaftsliebhaber, zu denen ich mich nun mal auch zugehörig fühle, war die Fahrt ein Genuss! Das Wilde, das Abwechslungsreiche, das Romantische, hier trifft sich alles! Man muss nur die Augen auch seitlich, manchmal sogar in rückwärts gerichtete Richtung in Anspruch nehmen und entdeckt immer Neues. Apropos Neues: Diesen Teil des Eilands kannte ich noch überhaupt nicht, also musste genau hingeglotzt werden.
Bis Calheta folgte ich einer noch bekannten Welt. Sie unterschied sich kaum - hinsichtlich Investitionen in Verkehrswege und Ortschaften - von dem, was mir bis dahin zu Gesicht gekommen war. Dann aber - vielleicht klingt hier Subjektivismus mit - kam ein anderes Madeira in Sicht: Es wurde uriger, verlassener, abgeschiedener. So z.B. wurden einige Tunnels passiert, die aus Urzeiten zu stammen schienen und man fast geneigt war - natürlich ein Blödsinn -, sich im Bus zu bücken Man kann dies sehen, wie man will, aber mir gefiel`s.
Irgendwann erbarmte sich der eingangs Beschriebene zu einer Pause. Der Bus befand sich einige hundert Meter über dem Küstenstreifen an einer Raststätte, von der aus sich ein für Madeira aus meiner Sicht einmaliger Blick auf ein kleines Nest am Ozean eröffnete. Der - aus dieser Perspektive - malerische Ort erinnerte mich an die vielen Fajas von Sao Jorge (Azoren). Eine - aus der Ferne gesehen - recht gute Straße verband die Haupttrasse mit dem romantisch gelegenen Nest. Als ich den Fahrer nach dessen Namen fragte, meckerte er etwas von Faja da Ovelja. Damit gab ich mich zufrieden, denn hier sah ich zum ersten Mal auf Madeira eine richtige Faja, also eine Siedlung, die sich unterhalb einer Steilküste infolge von Erdrutschen gegründet hatte. Na, ja, sicher kann man die winzigen Flächen unter`m Cabo Girao auch als Fajas bezeichnen, aber diese hier hatte schon größere Ausmaße. Außerdem schien dort unten auch einiges los zu sein, aber so genau konnte ich es dann auch nicht beobachten.
Es folgte eine Etappe durch eine Landschaft, die immer wieder serpentinenreich reich war - für Madeira Alltag - und doch schien hier alles etwas anders zu sein: Irgendwie war`s ruhiger, abgelegener, eine Welt für sich, die eigentlich nicht zu dem passte, was mir bis zu dem Zeitpunkt begegnet war. Die Menschen auf den Straßen, aber auch die, die ein- und ausstiegen schienen ein wehmütigeres Temperament an den Tag zu legen. Man nahm alles so hin, als könne man daran nichts ändern, fügte sich also seinem Schicksal.
Dann fing es auch noch an zu regnen. Der Niederschlag begleitete uns bis Porto Moniz. Irgendwo fand ich das Schild, das zur Wunschlevada (Ribeira da Janela) hindeutete und wurde traurig, wissend, dass ich sie nie bewundern werde. Sie hatte ich zu meiner Lieblingslevada erkoren, doch wurde sie von keinem Reiseunternehmen angeboten.
Kurz danach hielt der Fahrer für einige Minuten aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen an. Er versuchte wiederholt den Kopf aufs Lenkrad zu legen und ihn danach zu schütteln. Nach der Ankunft am Mittagsziel verriet uns eine Dame, die mit gesprochen hatte, dass er Schwindelanfälle gehabt hätte. Tatsächlich sah der Bursche ziemlich bleich aus.
In Porto Moniz erwartete uns ein wolkenverhangener Horizont. Ein etwas genauerer Blick auf die klimatischen Gegebenheiten machte klar, dass das Baden wohl diesmal ins Wasser fällen müsse Blöd nur, dass man bei so einem Wetter in diesem Kaff kaum was besichtigen kann, sodass die Zeit bis zur Rückkehr ziemlich schwer zu bewältigen war
Wie schon erwähnt, hatten wir uns hinsichtlich der Rückfahrt für die moderne Variante über Sao Vicente entschieden. Die sogar für Madeira zu vielen Serpentinen waren ausschlaggebend. Dabei fiel auf, dass uns auch diesmal der gleiche Fahrer begleitete! Da kann m.E. davon ausgegangen werden, dass die vorher beschriebene Strecke nicht nur für Mitfahrer anstrengend ist... Damit will ich auch zum Ausdruck bringen, dass ich den Fahrer verstehen kann, wenn er auf solch einer Fahrt nicht unbedingt turistisch interessiert ist. Schließlich kämpft der gute Mann um sein täglich Brot und darf sich keine Fehler erlauben - im Unterschied zum Torwart vom F.C.Bayern...
Nach der Rückkehr in die Unterkunft "durchblätterte" ich - wie immer - das Tagesgeschehen und hatte bezüglich der Faja de Ovelja so meine Zweifel. Da ich die Inselkarte an diesem Tag nicht dabei hatte, sah ich sie mir nun genauer an und staunte nicht schlecht: Die vom Fahrer "behauptete" Faja da Ovelja war eigentlich Paul do Mar! Hier hatte ein großes Missverständnis vorgelegen: Der gute Mann sprach kein Deutsch - ich kaum Englisch -, sodass er davon ausgegangen war, dass ich ihn nach dem Ort unseres Aufenthaltes fragen würde, obwohl ich immer wieder auf diesen wunderbaren Küstenstreifen hindeutete. Seltsam bleibt dabei trotzdem etwas, was mich zu dieser vorläufigen Akzeptanz geführt hat: Wer mal auf der Azoreninsel Sao Jorge war, weiß, dass dort die über 40 von Menschen bewohnten Fajas diesen Begriff immer vor ihrer Benennung Faja haben. Hier aber hatte die eigentliche - und aus meiner Sicht -schönste (!) Faja diesen "Titel" nicht, dafür aber eine Siedlung, die sich weit oben befindet... Verrückte Welt Vielleicht kann mir dies jemand erklären, der sich da besser auskennt; ich jedenfalls stehe vor einem Rätsel. Ich weiß z.B., weshalb die Indianer Amerikas keine sind, der Stille Ozean nicht ganz so still ist und schließlich die Erde keine Scheibe ist. Leider aber kann ich mir nicht erklären, wie eine Faja so hoch angesiedelt ist. Bitte klärt mich auf!!! (na, wauzih...) Bilder folgen.
Zuletzt bearbeitet am 23.10.15 17:20
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