10.10.15 16:54
amazonasnicht registriert
|
Madeira: August-September 2015 (Teil 3)
Faszination Balcoes
Schon bei den Vorbereitungen zur Blumeninsel fiel mir dieses Plätzchen sehr angenehm auf: Wo gibt es denn sonst einen Naturbalkon mit so imponierender Sicht, der sogar diesen Namen trägt? Sicher hatte ich schon des Öfteren die Gelegenheit Mutter Natur in all ihrer Schönheit von einem Punkt aus zu bewundern, aber noch nie hatte dieser miradouro auch einen derart passenden Namen.
Anton hatte für Busreisende einen detaillierten Fahrplan ins Netz gestellt, den ich für Interessierte herzlich empfehlen kann, also studierte ich ihn und kam nach kurzer Zeit zum Schluss, dass diese Sehenswürdigkeit mit dem genannten Vehikel leicht zu erreichen sei.
Der Start erfolgte dicht neben dem teleferico zu einer Stunde (10 Uhr), die auch für Langschläfer zu schaffen ist . Nach dem Verlassen des Stadtkerns schlängelte sich das Gefährt innerhalb kurzer Zeit auf beachtliche Höhen und dokumentierte ein Funchal in Höhen, die vom Hafen aus nicht anzunehmen sind. Bis dahin nahm ich an, dass die Stadt knapp nach Monte ihre Grenzen hätte, doch immer wieder tauchten "neue" Häuser auf und erweckten den Eindruck, als würde es kein Ende mehr geben. Da es schon einige Tage her war, seitdem wir uns in Funchal befanden, war mir aufgefallen, dass ab Monte jeden Tag die Wolken an den Hängen herumtaumelten und diesmal war es auch nicht anders. Bis fast zum Poiso-Pass durchfuhren wir eines dieser "Meere" und ich versuchte die Bewohner dieser Gegend, die ich Wolkenmenschen nannte - in Anspielung zu denjenigen aus den Anden - zu verstehen, was nicht einfach war... Vielleicht gewöhnt man sich ja auch an diese Halbfinsternis, denn Menschen sind nun mal anpassungsfähig. Schlimmer als das Dasein der Eskimos/Inuits in Nordgroenland oder der Tuareg im Nordtschad konnte es wohl auch nicht sein...![](styles/forum-madeira.de/smilies/wink.png)
Kurz vor dem Poiso-Pass machte sich die liebe Sonne bemerkbar. Danach ging`s bergab, wobei hinter den Wolken immer wieder die Berggipfel der "alpinen" Zone - wenn auch nur für kurze Zeit - auftauchten. Vielleicht ein gutes Omen...
Als wir das Ziel, Ribeiro Frio, erreichten, wurden Erinnerungen wach: Vor genau zehn Jahren waren wir schon mal hier, doch damals regnete es, sodass die Sicht ziemlich eingeschränkt war. Bloß die Forellenbecken hatten sich kaum verändert, will heißen, dass das Glück diesmal auf unserer Seite stand: Hieß also, nix, wie auf die Socken und die Landschaft genießen!
Der Weg zum Balkon verlief durch einen ziemlich dichten Wald, der ab und zu einen Blick aufs Tal erlaubte. In ihm lag der kleine Ort und hielt eine Art Dornröschenschlaf, denn von ihm drang überhaupt kein Geräusch bis in unsere Sphären. Irgendwann kamen wir an einem Häuschen vorbei, vor dem ein in die Jahre gekommenes Mütterchen strickte, während dahinter ein recht frecher Hahn wiederholt versuchte auf sich aufmerksam zu machen. Der meinte bestimmt nicht uns...![](styles/forum-madeira.de/smilies/biggrin.png)
Plötzlich öffnete sich der Wald und wich einigen Felsen, hinter denen sich das Tagesziel verbarg. Es war kurz vor Mittag und außer uns beiden kein Mensch da! Herrlich!!! Sogar meine Frau verstummte beim Anblick dieses Panoramas und das will was bedeuten... Minuten lang verharrten wir an diesem wirklich auf seine Art einmaligen Platz und ließen die Blicke zu allen möglichen Seiten in die Ferne schweifen. Ich erinnerte mich an die Aussage eines Touristen, die ich mal gelesen hatte. Der behauptete, dass, wenn man sich für einige Minuten auf Erden im Paradies wähnen könnte, dann sei es hier ! Dem ist wohl nichts mehr hinzu zu fügen![](styles/forum-madeira.de/smilies/tounge.png)
Im Restaurant angelangt, wollten wir unbedingt die heimischen Forellen kosten - was dann auch geschah. Sie schmeckten lecker, doch es fiel auf, dass keiner der Einheimischen sie auf dem Teller hatte. Nachher wurde uns gesagt, die Madeirenser würden Meeresfisch bevorzugen. Tja, jeder mit seinem Geschmack.![](styles/forum-madeira.de/smilies/wink.png)
Der Bus für die Rückfahrt (13.30 Uhr) verspätete sich zwar, doch das war nicht so schlimm, denn das Wetter war auch jetzt noch auf unserer Seite und Zeit war eh genügend zur Verfügung.
Fazit: Ein sehr angenehmer Tagesausflug, billig und mit herrlicher Aussicht, der sich für lange Zeit - wenn nicht frühzeitig Alterschwächen in Form von Demenz auftereten - in die grauen Zellen einprägen wird. Mehr kann nicht verlangt werden.
Zuletzt bearbeitet am 10.10.15 17:53
|