Die Flechte kann ich natürlich nicht idenifizieren. Aber wenn ich das richtig sehe, dann hast du auch Veilchen fotografiert (die herzförmigen grünen Blättchen). Die müssten dann in etwa zwei bis drei Wochen weiß bis violett blühen. Wenn ich das richtig angesprochen habe, könnte das Veilchen als Zeigerpflanze für die Bodenbeschaffenheit dienen, d.h. Waldboden, durchlässig, feucht, leicht sauer. Dies wiederum könnte für die Bestimmung der Flechte wichtig sein. Könnte, sicher bin ich mir da nicht.
Glimmerling:Aber wenn ich das richtig sehe, dann hast du auch Veilchen fotografiert (die herzförmigen grünen Blättchen).
Hallo Steffi,
Hain-Veilchen (Viola riviniana). Aber in Bezug auf die Flechte hilft das hier wohl nicht weiter...
@ bacalhau ich hatte mich hier glaube ich schon mal als nicht besonders kompetenter Flechtenkenner geoutet Es würde mich aber nur mal interessieren, wie viel ich in den letzten 20 Jahren verlernt habe. Zumindest meine ich mich zu erinnern, dass ich auf irgendeiner Exkursion mal so eine von Feuchtigkeit aufgedunsene Flechte vorgestellt bekommen habe. Das war damals glaube ich eine Peltigera (bei Flechten kann ich mit deutschen Namen leider in keinster Weise dienen). Und wenn mich mein Gedächtnis nicht ganz im Stich lässt, hieß sie Peltigera membranaca. Das war allerdings nicht auf Madeira... Ist jetzt aber nur ein Schuß ins Blaue. Würde mir aber schon reichen wenn es ungefähr in die Richtunge ginge. Hoffe jedenfalls, dass Ulrich nicht zu sehr mit mir schimpfen muss
Nach Betrachtung der weiteren Bilder (alle von guter Qualität!) bin ich mir jetzt sicher, dass es sich um eine Art aus der Gattung Peltigera (Schildflechten) handelt. (Deine Schuhspitze als Größenvergleich und ein Blick auf die Unterseite waren dabei hilfreich). Die blaugraue Farbe der Oberseite ist typisch für Blaualgenflechten im feuchten Zustand (die meisten Peltigeren besitzen Cyanobacterien - früher "Blaualgen" genannt - als Symbiosepartner). Um welche der ca. 10 für Madeira angegebenen Peltigeren es sich handelt, kann ich leider nicht sagen ... solche Beulen habe ich bisher noch bei keiner mir bekannten Art der Gattung gesehen. mfg Ulrich
P.S. Velvet hat offenbar zu gleicher Zeit geschrieben, wie ich (ohne dass wir voneinander wussten). Um so besser, dass wir zum gleichen Ergebnis kommen. P. membranacea wäre möglich - allerdings kenne ich sie ohne die auffälligen Ausbeulungen. Ich habe mir eben einmal in einem Peltigera-Buch alle dort vorhandenen Arten (Bilder davon) angeschaut: Bei keiner waren diese Oberflächenformen zu finden. Das muss noch nichts heißen - Flechten sind sehr variabel in der Ausbildung ihres Lagers. Da das aber alle Exemplare zeigen, bin ich der Meinung, dies kann keine Variation sein. Du wirst doch nicht etwa eine neue Art entdeckt haben? (Vermutlich würde sich das Rätsel schon lösen, wenn die Exemplare im trockenen Zustand zu sehen wären) - ansonsten hilft nur: Ein paar typische Exemplare entnehmen, an der Luft trocknen und sie mir zwecks Bestimmung zusenden. Solltest Du Dich dazu entschließen, bitte zuvor Kontakt mit mir aufnehmen (ulrich.kirschbaum@kmub.thm.de). mfg Ulrich
P.S. Der Hinweis auf das Veilchen (bzw. auf die Bodenbeschaffenheit von Steffi ist schon hilfreich. Allerdings gibt es auf Madeira wohl fast ausschließlich derartige Bodenbeschaffenheit, weil überall magmatische Gesteine als Bodenbildner auftreten. Lediglich auf der Ponta de Sao Lourenco gibt es meines Wissens ein bisschen tertiären Kalk. Die meisten Peltigeren bevorzugen leicht saure, feuchte und bemooste Böden.
Schriftflechten aus der Gattung Graphis sind Kosmopoliten (also auch in Mitteleuropa verbreitet). Dennoch werden sie wegen ihrer geringen Größe meist übersehen. Man findet sie am ehesten auf glattrindigen Bäumen. Die hier gezeigten Exemplare habe ich an der L. da Serra do Faial (nördlich von Camacha) bzw. im Park beim Pico das Pedras gefunden. Die schwarzen "Schriftzeichen" sind in Wirklichkeit Apothecien (Fruchtkörper des Flechtenpilzes). Normalerweise sind diese +- regelmäßig und rundlich, bei den Schriftflechten dagegen unregelmäßig und langgestreckt. mfg Ulrich
So, wie bei uns im Gebirge die gelbgrünen Landkartenflechten der Gattung Rhizocarpon auf silikatischem Gestein ihre Lager gegeneinander durch schwarze Ränder (Vorlager) abgrenzen, tun dies auf den makaronesischen Inseln auf vulkanischem Gestein die graue Ochrolechia parella und die rotbraune Caloplaca crenularia.
Wenn man sich die schüsselförmigen Fruchtkörper der Flechtenpilze (Apothecien) genauer anschauen will, muss man einen mit der Rasierklinge sauber schneiden und dann mit extremem Abbildungsmaßstab fotografieren, dann kann man die einzelnen Teile eines Fruchtkörpers recht gut erkennen. Das hier vorgestellte Apothecium stammt von der zuvor gezeigten Ochrolechia parella. Der wichtigste Teil im Fruchtkörper ist das Hymenium. Dort befinden sich schlauchartige Gebilde (Asci) in denen Pilzsporen produziert und ausgestoßen werden. Sie werden verbreitet und keimen an geeigneter Stelle zu neuen Flechtenpilzen aus. mfg Ulrich###
jetzt geht es aber im wahrsten Sinne des Wortes ins Eingemachte. Und das Hymenium ist sicherlich für die Flechte der wichtigste Teil des Fruchtkörpers, es ist aber auch für den Flechtenkundler nicht zu unterschätzen, da es ihm oftmals sehr wichtige Bestimmungsmerkmale liefert. Wobei der Rand des Fruchtkörpers und die anderen Details natürlich auch nicht zu vernachlässigen sind
Auf Madeira, mit seinem wechselnden klimatischen Verhältnissen innerhalb der Passatwind-Zone fühlen sich auch viele Gallertflechten wohl. Man erkennt sie an der dunkelgrauen bis schwärzlichen Farbe. Sie wird dadurch hervorgerufen, dass diese Arten nicht Grün- sondern Blaualgen (Cyanobakterien) als Symbiosepartner haben. Es sind im wesentlichen zwei Gattungen, die man findet. Diese hier ist eine Collema (Leimflechte). Erstaunlicherweise wuchs sie an einer extrem südexponierten, von der Sonne geradezu ausgedörrten Steilwand im Erque-Tal (normalerweise kommen sie in schattig-feuchten Lebensräumen vor). mfg Ulrich
ich bin wieder mal auf meiner letzten Wanderung (mein Beitrag von heute) über 2 kleine Schönheiten (fast) gestolpert.
Diese hier klebte an einem Basaltfelsen und hatte einen Durchmesser von ca. 20 cm und machte einen vitalen Eindruck - also nicht vertrocknet.
Und diese kleinen Kelche waren nur 2-3 mm im Durchmesser. Das rosa Teil links vorne ist keine Bockwurst, sondern die Fingerkuppe von meinem Zeigefinger, allerdings schon im Unschärfebereich.
Beide Flechten befanden sich am selben Standort. Die am Felsen ca. 1 m über dem Boden, die kleinen am Boden. Die Lage war im Halbschatten, trocken, aber nicht ausgedörrt.
Die Fotos wurden nahe der Stelle gemacht, an der ich das Foto von dem Tunneleingang des alten Canical-Tunnels gemacht habe. Hast Du diese Flechten schon in Deinem Fundus? Gruß, bacalhau
Hallo bacalhau, entschuldige bitte, dass ich erst heute antworte. Als Du die Bilder gemacht hast, waren wir gerade in der Vorbereitung unserer diesjährigen La Gomera-Reise. Nach dem dortigen Unfall meiner Frau, war ich meist als "Haussklave" tätig - da blieb wenig Zeit fürs Internet. Deine beiden Flechten sind auf der Insel nicht selten. Erstere ist eine Blattflechte aus der Gattung Parmotrema. In dieser gibt es viele Arten, die man nach Bildern schlecht bestimmen kann. Ich werde nachfolgend einige hier einstellen (die ich zu Hause bestimmt habe). Die Becherflechten gehören zur Gattung Cladonia - in Mitteleuropa würde ich sie der Cladonia pyxidata-Gruppe zuordnen, hüte mich aber, dies für das atlantisch geprägte Madeira zu tun. mfg Ulrich