nach jahrelangem Warten haben wir es endlich geschafft, Ende März das Walmuseum zu besuchen. Wir standen wirklich mehrmals vor einem fast fertigen Museum, wo sich dann im Laufe eines weiteren Jahres nichts getan hat... Nun ist aber alles schon über ein Jahr fertig.
Als Familie (2 Erwachsene + Kinder) haben wir saftige 20 Euro Eintritt bezahlt. Dafür gibt es aber Audio-Guides, die wirklich gut gemacht sind. Auf dem Weg durchs Museum wird per Funk die entsprechende Audiodatei zum Exponat abgespielt. Wir fanden es sehr passend und informativ. Von den Walen an sich über den Beginn des Walfangs, die Verarbeitung und das Ende des Walfangs gibt es viele Filme, Bilder und Exponate. Ein Unterkiefer eines Pottwals ist beeindruckend groß! Als nette Abwechslung zum Ausruhen zwischendurch kann man sich vor eine Fensterfront zum Meer auf eine Bank setzen, Blick auf die Desertas. Der Audioguide erklärt sogleich etwas über die Desertas und die Robbenkolonie dort. Entspannt wirklich!
Es gab eine Sonderausstellung, in der wir in ein "U-Boot" steigen konnten und virtuell eine Tauchfahrt bis auf 1000 Meter Tiefe unternahmen und einiges über Pottwale und deren Leibspeise, die Riesenkalmare, lernen konnten. Das alles war sogar in 3D mit entsprechender Brille. Sehr lehrreich!
Kindercheck: Inhaltlich wird natürlich auch der Walfang samt -verarbeitung thematisiert - für kleinere Kinder oder solche, die davon schlecht träumen, ist das eher nicht geeignet. Wir würden das Museum daher eher ab Ende Grundschule empfehlen, für Jüngere ist manches schwierig zu verstehen ("Warum haben die das gemacht?"). Eine inhaltliche Vorbereitung kann nicht schaden, es gibt an manchen Ecken viel Blut im Film zu sehen...
Ansonsten sehr informativ und empfehlenswert, wenn auch nicht ganz günstig. Eine funktionierende Webseite haben wir leider nicht gefunden, "www.mseudabaleia.org" sollte es wohl mal werden - aber es gibt keinen Inhalt.
Viele Grüße,
die heikeolis
Ein paar Fotos findet man übrigens vom Forumsausflug in Museum - damals gab es scheinbar die Audioguides noch nicht, wohl aber das U-Boot mit 3D-Show:
Ob es den freien Eintritt am 3. Sonntag noch gibt, habe ich leider nicht erfragt. Es gibt aber für Familien vergünstigte Gruppenkarten, d.h. 2 Erwachsene und 1 Kind (bis 12 Jahre) zu einem Sonderpreis (ich glaube, das waren 20 statt 26), das zweite Kind zahlt den regulären Kinderpreis.
Die Audioguides haben so ihre Tücken... Man bleibt am besten an Ort und Stelle stehen und dreht sich auch nicht, sonst wechselt der Text manchmal unerwartet.
Alterstechnisch stimme ich Heikoli oben zu: Für Kinder ab ca 9 Jahr passt es, für jüngere müsste man vielleicht einfach die Walfanghalle auslassen und eher die große Halle zu den ganzen verschiedenen Walen und Delphinen besuchen. Für unsere 10 jährigen hat es gut gepasst., vor allem die 3D-Filme fanden sie gut.
Wir waren knapp zwei Stunden im Museum, müssten dann aber auch gehen, da es 18 Uhr war Also vielleicht lieber ein bisschen mehr Zeit einplanen.
Anschließend waren wir "um die Ecke" essen (die Straße runter, ggü. dem Schwimmbad/Strand) in der Bar Maroulhas. War ein Tipp eines Einheimischen: gut besucht von Portugiesen, überschaubare Karte, sehr günstig und es war lecker. ALLE Portugiesen im Lokal bestellten vorweg Lapas... Ich traue mich da ja noch immer nicht ran...
Wir haben es nun auch endlich mal ins Walmuseum geschafft.
Den Beiträgen von heikeoli und Livsam gibt es nichts hinzuzufügen. Der Kindercheck sollte unbedingt beachtet werden. Vom U-Boot waren wir ein bissl enttäuscht, da hatten wir uns mehr erwartet.
Noch ein Satz zu den 3D-Filmen in der großen Halle. Hier erzählen Wale ihren Kindern was der Mensch in den Ozeanen mit den Netzen und Plastikmüll alles anrichtet. Da kann es schon auch emotional werden. Gerade meine Frau war sehr berührt (ich aber auch).
Erwachsene zahlen 10.- und Senioren ab 65 8,50. Die Aktion mit 50% Nachlass jeden 3. Samstag im Monat gibt es immer noch.
Für Leute die ein bissl Zeit übrig haben ist der Museumsbesuch auf jeden Fall empfehlenswert.
hierzu passt unser Erlebnis aus den 1970er Jahren, entnommen aus meinem Buch „Madeira maravilhosa“.
Madeira maravilhosa
Adeus Tiago
"Baleias", schon einige Tage gibt der Rundfunk über den Wanderweg der Walherde Auskunft. Auch hier oben im Anwesen unserer Freunde hört man angespannt den neuesten Meldungen zu. Werden die Wale wirklich in die Nähe Madeiras kommen? "Olá, direkt betroffen sind wir davon nicht", erklärt uns Umberta, "aber wir kennen die Schwester des Kommandanten der Walfangstation sehr gut. Sie ist die Inhaberin des Instituto de Corte unten in Funchal. Von ihr bekam ich nach zwei Jahren Ausbildung mein Diplom überreicht, sie wird uns informieren, wenn die Walfänger erfolgreich waren."
"Baleias", dieser Ruf bedeutet für viele Menschen in Caniçal Arbeit und Lohn.
Schon in Caniçal lässt der unangenehme Geruch erahnen, was da weiter im Osten abläuft. Das Leihauto stellen wir, Eva und ich, kurz nach dem letzten Haus, dort wo der Erdweg endet, ab und gehen die restliche Strecke querfeldein. Schon von weitem sind ein qualmender Schornstein und eine Wellblechbaracke zu sehen. Über allem ein beißender Gestank, der uns das Atmen schwer macht. Nun hören wir auch das Nageln eines Dieselmotors und das Schreien vieler Männer. Drei Pottwale wurden in der vergangenen Nacht von Baleeiros eingebracht, deren Speck gleich hier, in großen Eisenwannen, ausgekocht wird. Außerhalb der Baracke steht eine Seilwinde, etwa drei auf drei Meter in der Fläche und nahezu zwei Meter hoch. Rostig rot, so haben wir die Gussteile der Winde in Erinnerung, an deren einzigem Hebel ein Mann die Geschwindigkeit des Stahlseiles regelt. Einen der Wale hatte man schon über eine betonierte Rampe nach oben gezogen und zerlegt. Von diesem Tier ist auch das viele Blut, das die betonierte Freifläche bedeckt. Aufgeregt gibt o Comandante Anweisungen, denn der nächste Wal hängt am Seil und wird aus dem Meer gezogen. Einige Männer gehen neben der Beute her und schaben das Tier mit ihren Messern ab. Mehrere Frauen und Kinder mit Eimern laufen hinterher und sammeln ein, was sie gebrauchen können, vielleicht wird das Abgeschabte und Aufgesammelte zum Angeln oder als Hühnerfutter verwendet. "Komm bitte, lass uns von hier weggehen", sagt Eva, "ich kann dieses Szenarium nicht mehr mit ansehen. Ich weiß, dass weltweit mit Meeressäugern noch brutaler umgegangen wird und obwohl es für die Menschen hier oft der einzige Broterwerb ist, frage ich mich, muss das sein? Nun lassen sich auch noch einige Effekthascher neben einem hochgestellten Unterkiefer fotografieren. Aus meiner Sicht ist das geschmacklos. Mir tun diese Tiere leid."
Nun sind wir schon einige Zeit zu Fuß unterwegs. Auf dem Weg zur Ponta do Rosto verringert sich allmählich die enorme Beeinträchtigung unseres Geruchorganes. Die vorherrschend steife Brise wird wohl auch den Gestank aus unseren Klamotten blasen? Hier zeigt Ilha da Madeira, beim Blick in die Tiefe, ihre Entstehungsgeschichte, diese Farben, diese Eindrücke. Zwei winzige Menschlein umarmen sich und staunen und bewundern die Natur.
An den Schöpfer der Welt, dieser Natur: "Danke."
Auf dem weiteren Weg zur nächsten Anhöhe kommen wir an ein eingezäuntes, weitläufiges Areal. Wir gehen am Zaun entlang bis zu einem offenen Tor, an dem ein uniformierter Wachtposten uns den Zugang verwehrt. Dies gehört auch zu "unserer Natur."
Dem Wirt unten im Dorf ist es deutlich anzumerken, dass er sich auf die nächsten Tage freut. So wie er erzählt, haben einige der Fischer bei ihm anschreiben lassen, andere Familien waren schon lange nicht mehr zur Einkehr bei ihm. Das wird sich jetzt, da die Walsaison begonnen hat, wohl ändern. Er und seine kleine Küche sind dafür bereit. Die Vorräte sind ausreichend gelagert, die Papierdecken liegen auf den Tischen, seine Frau hat die Schürze umgebunden, es kann losgehen. Nach dem Essen müssen wir erst mal kräftig durchatmen. Eva schreibt auf einen Zettel (portugiesisch) - Ein großes Lob an Ihre Küche, die Speisen, die Sie zubereitet haben, waren reichlich und überaus wohlschmeckend, wir haben uns bei Ihnen sehr wohlgefühlt - dois Alemaes.