Laut mir vorgelegter Ausweiskopie wurde der "verloren" gegangene Rentner 1938 geboren. Seine Wanderkarte scheint nach meiner (unmaßgelichen) Meinung gut zu sein. Siehe beigefügten Ausschnitt. Den Stoppstein schilderte mir der Dresdner wie folgt. Ein großer Felsbrocken, der noch von einem oder zwei Mann bewegt werden kann, stand am rechten Wegesrand. Er war mit einem deutlich aufgemalten roten Kreuz, das auf der Spitze stand, bemalt. (Siehe Handscizze des Mannes). Wasser hatte er ja auch genug gefunden. Doch er hatte sich doch am zweiten Tag bei der Suche nach einen Abstieg verlaufen und kam nicht mehr an Wasser ran. Für sein Handy hatte er einen aufgeladenen Accu dabei, das sagten mir die Bombeiros und weiter, außer Wassermangel habe ihm nichts gefehlt. Er sei allerdings geschwächt gewesen. Vor den Kosten will er sich nicht drücken. Die Rechnung beziffert sich aber auf 846 €.
Der Mann wehrt sich gegen die seiner Meinung nach falsche Berichterstattung in den Madeirenser Zeitungen. Mir liegt sein Bericht als Word Dokument vor. Das lässt sich aber hier nicht einbinden und Dir auch nicht schicken, es sei denn, ich bekomme eine Email-Adresse.
Touris sind immer ein bisschen blöd - in den Augen der Einheimischen und auch der ortskundigen Ausländer.
Kaum passiert so etwas wie in diesem Fall heisst es: Man darf nie alleine solche Wege gehen, der hätte einen Guide mit dabei haben müssen , wieso hatte der kein Handy usw. Gerade die (vermutlich jungen ) Leser-Kommentatoren im Diario äussern sich immer so. In dem konkreten Fall hiess es auch : Der gibt jetzt nur ein paar Bierchen aus und gut, in dem seiner Heimat müsste man für die Kosten der Rettung aufkommen. Ach ja! Und würden die das bei einer Wanderung in den Alpen auch alle befolgen? Ausländer und dann noch alt - da wird man gleich entmündigt!
Im letzten oder vorletzten Jahr stürzte eine junge Frau beim Fotografieren ab, die Mitglied einer geführten Gruppe war.
Wenn man mit offenen Augen auf dieser Insel herumgeht, sieht man haufenweise versehrte Männer jungen und mittleren Alters, die wahrscheinlich bei Arbeitsunfällen verletzt wurden, denn fast jede Baustelle hier würde prima Anschaungsmaterial für die deutschen Berufsgenossenschaften liefern, wie man es nicht machen soll. Und auf dem Heimweg in der Dunkelheit, bei der Arbeit in der Landwirtschaft und beim Sammeln der Lapas verunglücken sie auch des öfteren.
Also was sollen die schnellen Urteile über den verirrten Mann, die auf schlecht recherchierten Zeitungsartikeln beruhen? Letzlich beruht doch jeder Unfall auf menschlichem Versgen oder Fehleinschätzungen ( wenn nicht auf Naturkatastrophe) und wer hat noch keine Fehler gemacht?
Davon abgesehen habe auch ich noch nie etwas von einem Stoppstein gehört, und würde mich beim vermeintlichen Antreffen eines solchen fragen, ob es jetzt gefährlicher ist, trotzdem weiter zugehen, oder mich quer durchs Gelände in Richtung eines Hotels zu bewegen. Mit Abkürzungen und querfeldein habe ich auf Madeira noch nie gute Erfahrungen gemacht.
das mit dem "Stoppstein" hat sich jetzt ja geklärt wobei sich normalerweise in der Nähe einer Stopp-Markierung auch ein Stein mit der richtigen Wegmarkierung befindet. Selbst wenn auf der alten Militärkarte in diesem Gebiet Wege verzeichnet sind weiss ich aus eigener leidvoller Erfahrung dass man meist in den Dornen steckenbleibt und zurück muss
Ob alt oder jung - der Betroffene sollte seinen Göttern danken und sich nicht nachträglich zum Helden stilisieren wollen. Er allein hat Fehler gemacht und ist dabei noch glimpflich davongekommen. Die 2 alten Däninnen können nicht mehr erzählen was sie letzten Winter auf dem abgesperrten Teil der Levada dos Piornais wollten.
Übrigens ist die abgebildete Karte nur zur groben Orientierung geeignet. Als Wanderkarte würde ich sie nicht bezeichnen.
eine Karte die die Höhenlinien nur im 100 m Abstand angibt ist ist im Prinzip eine Straßenkarte. Karten mit 25 m Abstand sind gut, 10 m sind besser. Es ist ja an sich noch nicht verwerflich eine solche Karte zu benutzen. Aber dann muss mir klar sein, dass ich nur eine ganz grobe Orientierungshilfe habe. Und mit dieser werden ich einen Teufel tun, markierte Wege zu verlassen. Auf einer genauen Karte hätte er gesehen, dass er mindestens 6 Bachläufe queren muss. Bachläufe im Gebirge können unüberwindbare Hindernisse sein - trocken oder nicht. Das muss ich als "Geübter" wissen. Hier im Forum gibt's ja einige, die immer wieder abseits bekannter Routen gehen. Und ich meine jetzt nicht die offiziellen Wanderführer. Die scheinen aber mit diesen Anforderungen sehr gut klar zu kommen.
Danke für die Nennung des totalen Rechnungsbetrages. Dann kann ich mir einen Reim darauf machen, was 2 Tage Hubschraubersuche kosten. Das kommt on top auf die "Bombeiro-Rechnung" dazu. Aber seien wir mal froh, dass der gute Mann gefunden wurde und nur das Ego einen Kratzer abbekommen hat.
Gruss, bacalhau
P.S.: der Stopstein fängt an mich zu interessen. Mal sehen wie das Wetter am Wochenende wird.
finde die Diskussion wirklich interessant. Das mit dem Stoppstein ist mir immer noch ein Rätsel. Was hat den Wanderer denn tatsächlich daran gehindert weiterzugehen ?? Nicht , dass ich dafür plädieren will, Schilder grundsätzlich zu ignorieren. Aber, wenn der Wanderer so kurz vor dem Ziel war und klar war, dass es für zurück nicht mehr reicht, hätte es doch nahegelegen, weiterzugehen und auszuprobieren, ob der Restweg gegangen werden kann. Oft sind Stoppschilder nicht aktuell oder es gibt die Möglichkeit über ältere Erdrutsche relativ sicher drüberzukrabbeln. Die Gesperrtschilder haben oft nur versicherungstechnische Hintergründe. In der verzwickten Situation des Wanderers hätte es nahegelegen zumindest mal nachzuschauen, warum der Weg gesperrt ist.
Hallo, kann es sein, daß das rote Kreuz nicht für den Hauptwanderweg ( Bocca da Corrida-Encumeada) gültig war, sondern für einen Abzweig dort, den man nicht gehen sollte????????????? Gruß warmduscher
dann will ich auch mal meine Meinung dazu kundtun. Anscheinend bin ich einer der Wenigen, die sich in diesem unglücklichen Mann hineinversetzen können. Ich gehe mal davon aus, dass er ein erfahrener Wanderer ist. Für den Weg braucht man 4-5 Stunden. Offiziell angegeben sind 6 Std. 30 Min. Das mutet sich kein 75-Jähriger alleine zu, wenn er nicht schon mal einschlägig unterwegs war.
Er nimmt sich einen offiziellen Wanderweg vor. Und da sind wir auch schon beim ersten Problem. Der Weg ist nicht ordentlich markiert. Nur wer den Weg kennt, weiß, dass man sich eigentlich nicht verlaufen kann und keine Markierungen braucht.
Von der Boca da Corrida bis zum Encumeada-Pass passiert man zahlreiche, mehr oder weniger deutliche, Abzweigungen. An keiner findet man die offizielle rot-gelbe Markierung. Einzig die relativ gut ausgebaute Trasse zeigen an, dass man sich auf einem Wanderweg befindet.
Aber schon nach ca. 1.5 bis 2 Std. unterhalb der Wand des Pico Grande ist erst mal Schluss mit gut ausgebaut. Da geht es über Geröll, Stock und Stein und durch Schlammlöcher. Wer den Weg nicht kennt, fragt sich wahrscheinlich hier das erste Mal, ob er noch richtig ist, oder ob eine Abzweigung übersehen wurde. Zum Beispiel kurz davor, nach rechts oben. Da stand zwar „Pico Grande“ aber könnte ja sein. Liegt der nicht auch am Weg?
Erleichtert stellt man dann später fest: es stimmt noch, ich bin zumindest auf einem Weg – allerdings ohne Markierung. Es geht runter ins Tal der Ribeira do Poço. Die Hänge sind terrassiert. Überall stehen Hütten und Schuppen rum. Der offizielle Wanderweg könnte auch daran vorbei führen. Abzweigungen, wenn auch undeutliche, gab es genug. Der erfahrene Wanderer wählt den Hauptweg, ist ja auch richtig. Es kommen noch mal unscheinbare Abzweigungen ohne Markierung.
Und auf einmal kommt ein Zeichen, das allgemein bedeutet: „hier nicht weiter“. Und nu??!!
Auch der erfahrenste Wanderer wird sich nun fragen, ob er eine Abzweigung übersehen hat. Was jetzt? Kurz vor dem Ziel! Nach ca. 11 km Bergwanderung in den Knochen. ...
Der Rest steht ja anscheinend in der Zeitung und alle Möchtegernwanderer können in den Kommentaren ihre Meinung rauskotzen.
Der 75-jährige Dresdner hat sich falsch entschieden, dafür muss er knapp 900 Euro Bergungskosten zahlen. Da braucht man ihn nicht noch als blöd hinstellen. Wer sich sicher sein möchte, dass ihm so was nicht passiert, bleibt am Besten zu Hause im Bett.
Meine Hochachtung vor 75-Jährigen, die noch solche Touren unternehmen und nicht kopfwackelnd mit dem Rollator durch die Vorstädte ziehen. Die Bombeiros werden durch andere Idioten in viel gefährlichere Situationen gebracht.
Das Geschehen entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Aber an diesem Fast-Unglück waren zwei wesentliche Punkte zu erkennen, die oft zu solchen Geschehnissen führen: mangelnde Information und keine genaue Kenntnis der eigenen Position.
zeigt die Position die der Verunglückte selbst angab und die tatsächliche.
Hier das Ganze nochmals als Screenshot in GE.
Ich bin zu diesem „Stopstein“ den der Verunglückte benennt gegangen. Da ich ein Zeitlimit hatte, bin ich am Encumeadapass gestartet und quasi in die Gegenrichtung gelaufen. Aus dieser Richtung ist mir der Stein nicht einmal aufgefallen. Erst als ich weite darüber hinausgelaufen bin und wieder umgedreht bin, habe ich ihn auf dem Rückweg entdeckt. Wie aus den Fotos/Anlagen zu erkennen ist, befand sich der Mann nicht kurz vor dem Encumeadapass - also auf der Nordseite der Ribeira do Poço (orografisch rechtes Ufer) sondern noch ein ganzes Stück weiter entfernt auf der südlichen Talseite der Ribeira do Poço. Und damit stellte dieser Bach ein enormes Hindernis dar.
Oberhalb der Position dieser unseligen Markierung habe ich noch einen Abstieg entdeckt, der mir aber nicht vertrauenswürdig aussah, der nicht markiert war, von dem ich nicht weiss wohin er führt und den ich nicht genommen hätte. Ob der Verunglückte diesen Weg eingeschlagen hat weiss ich nicht. Vielleicht helfen ihm die Fotos zur Identifizierung.
Ansonsten gibt es auf diesem Teil der Strecke keine Möglichkeit einen falschen Weg einzuschlagen. Es gibt nur diesen Weg, und der ist auch noch gepflastert und damit eindeutig identifizierbar.
Und hier der besagte Stopstein:
Es sei jedem anheim gestellt, wie sie/er dieses Zeichen auf dem Stein deutet. Es war schon sehr verwittert und nicht aktuell. Ich persönlich wäre erst mal weitergegangen um zu sehen, wo der Weg unpassierbar wird, zumal er kurz davor noch gepflastert war. Durch den dichten Bewuchs des Hangs ist ein Durchkommen querbeet fragwürdig. Von der Geländeform mal ganz abgesehen. In der violetten Zone befindet sich dieser Stopstein.
Ironie des Schicksals: seit kurzem gibt es auf genau dieser Strecke einen Geocache mit mehreren Stationen. Sein Name: Health Care.
Gruß, bacalhau
P.S.: Den Track und die Wegpunktmarke liefere ich für alles GPS-Freunde mit.
Ola, Danke Bacalhau, dass du unsere Neugierde mit Fakten versorgt hast. Wie dieser Stoppstein aussieht ist nun klar. Mich haben deine Fotos sofort an unseren ersten Aufenthalt vor 23 Jahren erinnert. Damals dachten wir nämlich, wir könnten, um den letzten Bus zu bekommen, die eingezeichnete Variante in das Serra d´Agua-Tal gehen. (Zu unserer Verteidigung sei gesagt, dass es nicht nur das erste Mal auf Madeira war, sondern unser erster (ungeplanter) Wanderurlaub mit profillosen Turnschuhen etc.) Den Abzweig haben wir (zum Glück) damals nicht gefunden. Da wir dann den Bus nur noch von hinten bzw. der falschen Talseite gesehen haben, mussten /durften wir trampen und kamen schneller und netter nach Hause. Zudem hat(te) das Trampen hier seinen eigenen Reiz. Wer´s genau wissen will: Der Abzweig (original schwarz gestrichelte und mit grünen Pünktchen markierte Strecke) ist auf der Karte des Sunflower-Madeira-Führers (3. Aufl. 1988) zu sehen und kurz erwähnt (...ignorieren Sie einen zweiten Pfad auf der linken Seite nach 10 Minuten (4.15)... ab Corticeiras). Die Strecke scheint über den ersten Tunnel der L.d.Norte und dann zum Kraftwerk zu führen. Bei wirklich grooooßem Interesse kann ich ja den Scanner anwerfen. Ob ein gewisser R. (bzw. W.) hier schon unterwegs war? LG iris