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Infos, Tipps und Austausch zu Leben und Urlaub auf Madeira

 


Getreideanbau auf Madeira (und Porto Santo)
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18.10.14 16:26
madBee 

Madeira-Strelitzie

Getreideanbau auf Madeira (und Porto Santo)

Hallo zusammen,

weil es im Moment gar nicht mehr um das Bolo de Caco -Rezept geht, habe ich mal neu angefangen.

Also, ich beziehe mich größtenteils auf das zweibändige Werk "Ilhas do Zargo" vom Pfarrer Eduardo Pereira aus dem Jahr 1966, und das basiert, glaube ich auf dem Elucidario madeirense.

Demnach wurde in den Anfangszeiten der Kolonialisierung Madeiras soviel Weizen angebaut, dass es sogar zum Export in Königreich reichte.
Nach Angaben eines Reisenden wären 1445 ca 2000T Weizen geerntet worden.
Dann wurde aber der weizenanbau zugunsten lukrativerer Kulturen reduziert, die Bevölkerung wuchs und die Weizenkulturen wurden krankheitsanfälliger.
Schliesslich musste Madeira selbst Weizen importieren, von den Azoren, Kanaren und Nordafrika.

Nach den Angaben von Pereira wurden im Jahr 1955 auf ca. 2800 ha 4500 Tonnen Weizen produziert (davon Calheta 900t, Santana 800t, Santa Cruz 500t, Sao Vicente 500t, Machico 300t, R. Brava 300t, C. d. Lobos 250t, Porto Moniz 200t, Funchal 200t, Ponta do Sol 50t und die Insel Porto Santo 200t.
Diese Menge soll nur für ca zwei bis drei Monate zur Versorgung des Archipels gereicht haben
Der Weizen wurde nur oberhalb der Levada-bewässerten Zone angebaut, in Höhen bis ca. 700m, d.h. man nutzte den Winterregen zum Anbau.Man kann auch heute noch oberhalb der Haupt-Levada Calheta-Ponta do Pargo die Stützmauern früher bebauter Felder sehen.
Die Aussaat soll zwischen Dezember und März stattgefunden haben.
In sehr regenreichen Jahren sollen Pilzkrankheiten verheerende Schäden angerichtet haben.

Auch die Kartoffel ist in dieser Hinsicht sehr ausfallgefährdet und brachte die extremen Hungersnöte,z.B. in Madeira 1846 und auch in Irland mit der nachfolgenden massenhaften Emigration.
Süsskartoffeln sind nicht so anfällig, brauchen aber Wärme und in den höheren Regionen ein ganzes Jahr bis zur Erntereife.
Eine Alternative war da die Yams-Wurzel oder Taro, hier Inhame ("Manna"), die Traditionsspeise der Karwoche.

Die Ernte des Weizens erfolgte im Juni oder Juli.

Das Mahlen des Weizens erfolgte traditionell in kleinen, wasserbetriebenen Mühlen (azenhas), wovon es Madeira 600 geben haben soll(z.B. in Jardim do Mar ist noch eine hübsche Mühle zu sehen ). Die großen, modernen und hygienischeren Mühlen in Funchal sollen dann die kleinen Wassermühlen verdrängt haben. Die Windmühlen auf Porto Santo werden "moinhos" (de vento) genannt.

Zu dem ganzen Thema habe ich noch folgenden interessanten Blog gefunden:
encontrosdotrigo.blogspot.pt
Dort heisst es, dass heute vielleicht noch 50 Tonnen Weizen auf dem Archipel produziert werden und 325000 t importiert werden. Die Importziffer erscheint mir denn doch etwas zu hoch. Schliesslich besteht Brot ja grossenteils aus Wasser.

Soviel erst mal für den Anfang.

Viele Grüße, madBee

Zuletzt bearbeitet am 20.10.14 16:56

19.10.14 14:36
wauzih

nicht registriert

Re: Getreideanbau auf Madeira (und Porto Santo)

Hi madBee,

prima, ich finde, Du hast da sehr interessante Infos zum Getreideanbau auf Madeira ausgegraben,
*besten Dank*, da kann man sich sicherlich einiges zur Geschichte des Bolo do Caco draus zurecht wuseln.
(nur mal der Link zum oben von madBee angesprochenen Bolo-do-Caco-Thread:
http://www.forum-madeira.de/thread.php?b...7&page=2#16 )

wobei ich die Rolle der Süsskartoffel bemerkenswert finde;
mir kommt da der Gedanke, daß in Zeiten von Missernten bei normalen Kartoffeln und schlechtem Getreideertrag die Entstehung der heutigen Rezepturen des Bolo do Caco zu suchen sein könnte-
okay, ist mal wieder "Jugend forscht", aber man kann ja mal ein bißchen fabulieren

madBee:
.../...
Dort heisst es, dass heute vielleicht noch 50 Tonnen Weizen auf dem Archipel produziert werden und 325000 t importiert werden. Die Importziffer erscheint mir denn doch etwas zu hoch. Schliesslich besteht Brot ja grossenteils aus Wasser. .../...

Na ja, die Menge von 325.000 t scheint mir doch ziemlich phantastisch.
Laut wikipedia wurden z.B. pro Kopf in Deutschland in 2010 91,3 kg Getreide verbraucht, und wenn ähnliches auf die Bevölkerung von Madeira ansetzt, käme da ein Bedarf von ca. 21.000 t heraus, selbst wenn man noch einen beträctlichen Bedarf für Touristen dazurechnet, käme man kaum auf 10% dieser Menge.
(Könnte es vielleicht sein, daß der Großteil zwar importiert, aber dann gleich wieder exportiert wird...? oder ist da nur das Komma versprungen...?)
Bei den "Pro-Kopf-Mengen" sollte man auch berücksichtigen, daß garnichtmal so kleine Mengen des Getreides nicht für Brot und Gebäcke verwendet werden, z.B. auch bei der Herstellung von "flüssig Brot" (meistens "Bier" genannt) wird ja einiges davon verbraucht.
Bei der Herstellung von Brot wird natürlich einiges an Wasser benötigt, von dem jedoch beim Backen ein Gutteil wieder verdampft, so daß die Gewichtsanteile von Wasser beim fertig gebackenen Brot je nach Sorte bei ca. 20 bis 30 % liegen dürften.

*tschaui*
das wauzih

20.10.14 17:20
madBee 

Madeira-Strelitzie

Re: Getreideanbau auf Madeira (und Porto Santo)

Hallo,


ja , es werden wohl eher 32.500 t sein.

Offizielle Statistiken für den Weizenanbau gibt es anscheinend nicht.

2009 werden noch 61,3 ha als Anbaufläche für Getreide angegeben, aber keine Erntemengen.

Stattdessen kann man erfahren, wieviel Kürbis und Zucchini geerntet wurden, naja.

Etwas interessanter: 2013: 47150t Kartoffeln auf 1579 ha
12942t Süsskartoffeln auf 541 ha
628t Yams auf 31 ha

Die Süsskartoffel sollen sie aber zum Bolo do Caco gegeben haben, um es schmackhafter und weicher zu machen.

Für das Pao Caseiro wurde Madeira-Weizen mit Import-Weizenmehl gestreckt.
Auf dem Bauernmarkt in Prazeres werden ja noch hausgemachte Steinofen-Brote angeboten. Darin habe ich auch schon so glasig-grünliche "Grieben" von Süsskartoffel gefunden, ohne dass es deshalb ein Bolo do Caco wäre.

Den Madeira-Weizen kaufen wir auch oft dort (als ganzes Korn, 1kg=1€) und das daraus gebackene Brot schmeckt anders als z.B. das aus deutschem Demeter-Weizen selbst gebackene Brot.Von besser oder schlechter kann man nicht sprechen.


Viele Grüße, madBee

Zuletzt bearbeitet am 22.01.17 12:34

22.10.14 09:53
Esti

nicht registriert

Re: Getreideanbau auf Madeira (und Porto Santo)

Hallo madBee,

du schreibst, ihr kauft den Madeira-Weizen als ganzes Korn in Prazeres. Mich würde interessieren, ob man auch anderes Getreide (als Korn) auf Madeira bekommt (Dinkel, Hafer, Roggen usw.) oder wird es dort womöglich nicht verwendet? Ich wäre froh, es zu erfahren, falls es jemand weiss. Danke schön schon im Voraus.

LG

Esti

22.10.14 11:19
madBee 

Madeira-Strelitzie

Re: Getreideanbau auf Madeira (und Porto Santo)

Hallo Esti,

die anderen, von Dir genannten Getreidesorten kaufen wir im Naturkostladen Biologos in Funchal. Das ist meist Demeter-Qualität und kostet schon mehr als in Deutschland, gerade wenn man beim Erzeuger kaufen konnte.
Leider ist im Biologos auch oft nicht alles vorrätig, da sie anscheinend immer viel zu wenig bestellen.
Du könntest es vielleicht auch einmal im Markt probieren. Ich kaufe z.B. ganze Mandeln meist im alten Marktgebäude von Ribeira Brava. Dort ist im oberen Stockwerk ein Gemüsehändler, der sehr viele Trockenfrüchte, Nüsse und Gewürze , Trockenbohnen usw. im Sortiment hat.
Ob er ausser Weizen auch andere Getreidesorten als Korn hat, weiss ich aber leider nicht.

Viele Grüße, madBee

22.10.14 13:53
Esti

nicht registriert

Re: Getreideanbau auf Madeira (und Porto Santo)

Hallo madBee.
Danke für die schnelle Antwort. Ich lebe zwar noch nicht auf Madeira, aber sammle schon alle Infos, für später In Ribeira Brava hab ich auch schon eingekauft. Ich kaufte auch etwas von dem Weizen, den sie dort haben, nur wenig, um vergleichen zu können. Der sieht wirklich ganz anders aus, wie du auch schon erwähnt hast. Vielleicht ist es eine Sorte, die noch nicht überzüchtet (und folgedessen nicht allergen) ist. Den Biologos - Laden werde ich das nächste Mal aufsuchen und mich umschauen. Danke für all die Tipps!

LG

Esti

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