Da die Flechten keine Pflanzen (sondern Pilze) sind, stelle ich in unregelmäßigen Abständen hier einige der auffälligeren Arten zur Schau.
Ich beginne mit der im Laurisilva sehr häufigen großen Blattflechte Lobaria pulmonaria. Weil Flechten in Mitteleuropa wegen der konkurrenzkräftigeren Pflanzenwelt kaum in Erscheinung treten, gibt es nur für wenige deutsche Namen. Die Lungenflechte macht hier eine Ausnahme, weil sie sehr groß werden kann (bis 30 cm Durchmesser) und im Mittelalter in der Medizin eine Rolle spielte: Wegen ihres lungenartigen Aussehens setzte man sie als Arznei gegen Lungenkrankheiten ein (siehe auch z.B. das Leberblümchen). Leider hat sie keine offizinelle Wirkung, wurde aber durch das Sammeln fast ausgerottet (sie wächst, wie alle Flechten, deutlich langsamer als Pflanzen und man kann sie auch, wie alle Flechten, nicht züchten). Weitere Gründe für ihr Verschwinden war die Einführung einer "geregelten" Forstwirtschaft (die Art benötigt für ihre Existenz alte, ungestörte Waldökosysteme mit hoher Luftfeuchtigkeit). Den Rest haben ihr dann noch die Luftverunreinigungen des letzten Jahrhunderts gegeben (sie gilt als Zeiger ausgesprochen hoher Luftgüte). Wegen der Verminderung der Luftverunreinigungen kehrt sie in Mitteleuropa - wenn auch noch sehr zögerlich - zurück. In Madeira wächst sie beinahe wie Unkraut - und in solch prächtigen Exemplaren, dass jedem Flechtenkundler das Herz aufgeht, wie ein Gartentürchen.
Hier findet man sie sogar zuweilen mit den charakteristischen braunroten, tellerförmigen Fruchtkörpern (Apothecien). Es sind dies die Fortpflanzungsorgane des Flechtenpilzes. Sie sind vergleichbar mit den Fruchtkörpern der frei lebenden Pilze (z.B. Morchel), aber viel kleiner; dafür aber streuen sie ihre Sporen über Monate, ja sogar Jahre, aus.
also ich würde mich freuen hier noch mehr Flechtenfotos sehen zu können. Ist natürlich sehr speziell und nicht jedermanns(fraus) Sache, aber darüber brauchen wir jetzt glaube ich nicht zu diskutieren Habe die von dir beschriebene Lungenflechte auf Madeira natürlich auch gesehen. Allerdings auch andere, wo ich der Meinung bin dass es nicht die besagte P. pulmonaria ist. Kann mich natürlich auch täuschen. Die folgende Art, die ich mal ganz mutig "sublaevis" nenne, meine ich jedenfalls noch viel häufiger gesehen zu haben. Bin mal gespannt ob ich arg daneben liege...
mit Deiner Diagnose liegst Du leider falsch. Zwar ist Flechtenbestimmung nach Bildern noch wesentlich heikler als bei Pflanzen; dennoch glaube, ich diese Art zu kennen (auch wenn Du sie ziemlich ausgetrocknet fotografiert hast). Ich behaupte, Deine Blatt-Flechte (die ich übrigens als nächste vorstellen will, weil sie in der Tat ebenfalls sehr häufig anzutreffen und groß ist), besitzt auf der Unterseite weißliche, runde, scharf umgrenzte "Löcher", die aussehen, als hätte jemand mit Schrot darauf geschossen (siehe extreme Makroaufnahme von der Unterseite). Am besten sieht man das mit einer Leuchtlupe (die Du als Botaniker sicher besitzen wirst). Diese "Einschüsse" heißen Cyphellen und dienen der Verbesserung des Gasauastausches. Sie sind ein sicheres Zeichen, dass die Flechte nicht zur Gattung Lobaria gehört. Ein weiteres , charakteristisches Merkmal ist die dichotome (gabelige) Verzweigung an den Lappenenden (die bei Deinem Ausschnitt nicht sehr gut zu sehen ist). Mehr verrate ich jetzt noch nicht.
mfg Ulrich
P.S. Mich würde interessieren, welches Buch Du für die Flechtenbestimmung zu Rate ziehst.
Ich sehe gerade, dass ich mich mit dem Unterseitenbild selbst verraten habe. Daher hier nun die Auflösung: es handelt sich um Sticta canariensis, eine subtropisch-tropische Art, die bei uns nicht vorkommt. Wegen ihrer Größe (siehe Bild 1) kann man sie nicht übersehen; die gabelige Verzweigung der Enden, die "Schrotschüsse auf der Unterseite (und die fehlenden, lungenartigen Ausbuchtungen der Ober- und Unterseite) unterscheiden sie deutlich von der Lungenflechte. Beide haben, bei guter Entwicklung oft schüsselartige Fruchtkörper (Apothecien). Sticta canariensis kommt auch in völlig anderer Form vor, bei der man nicht annehmen würde, dass es sich um die gleiche Art handelt. Lobaria sublaevis ist ebenfalls häufig und groß; ich zeige sie später einmal. mfg Ulrich
P.S. Leider ist es mir wieder passiert, dass ich das gleiche Bild zweimal hochgeladen habe. Gibt es eine Möglichkeit, eines davon zu löschen? Weitere Frage: Wie groß darf ein zu ladendes Bild jetzt sein? (Offenbar werden nun mehr als 300 KB akzeptiert).
Zitieren:P.S. Leider ist es mir wieder passiert, dass ich das gleiche Bild zweimal hochgeladen habe. Gibt es eine Möglichkeit, eines davon zu löschen? Weitere Frage: Wie groß darf ein zu ladendes Bild jetzt sein? (Offenbar werden nun mehr als 300 KB akzeptiert).
Hallo udalriche,
das ist gerade mein Thema, da ich meine zu großen Fotos auf Mac nicht verkleinern kann, und bin nochmal auf Windows gegangen:
1. das Bild darf max 800 KB haben (steht auch unten im Feld, wenn Du etwas hochladen willst)
2. Wenn Du Dich eingeloggt hast, gehst Du auf die Seite wo Dein Beitrag mit den Fotos/Anhãngen ist. Dann siehst Du unten die Datei-Anhãnge und neben der Schrift steht "lõschen". (Wie gesagt: nur wenn Du eingeloggt bis, kannst Du Deine eigenen Beitrãge bearbeiten) Einfach drauf klicken und der Anhang ist fort :-)
Hoffe mich deutlich genug ausgedrückt zu haben.... Gruß andorinha
Danke Andorhina für Deine Informationen. Das Löschen hat auf Anhieb geklappt und jetzt verstehe ich auch, warum Bilder um 500 KB akzeptiert worden sind (ich war zu faul, sie weiter zu verkleinern und hatte es einfach versucht ... zumal ich irgendwo unbewusst auch etwas von 800 KB gesehen hatte). mfg Ulrich
Sticta canariensis also. Schau an, wieder was dazu gelernt. Ich glaube ich bleibe denn doch lieber bei den Pflanzen Immerhin, dank deiner Beschreibung werde ich die wohl so schnell nicht wieder verwechseln...
Nachdem ich die auffällige Form von Sticta canariensis gezeigt habe, möchte ich auch ihre unauffällige (und völlig verschieden aussehende) Zwillingsschwester zeigen. Früher wurde sie als eigene Art (Sticta dufourii) angesehen, heute wird dieses Artenpaar unter Sticta canariensis geführt. Flechten werden stets nach dem Pilzpartner benannt, der in Symbiose mit eine Alge/Blau"alge" lebt (das ist der Photobiont, so genannt, weil er in der Partnerschaft für das Essen sorgt; nur er kann Photosynthese betreiben und Zucker herstellen; der Pilz ist - wie wir Menschen - auf die Zufuhr energiereicher, organischer Verbindungen - Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße - von außen angewiesen). Da sich der Pilz einmal eine Grünalge als Partner gewählt hat (die früher gezeigte, auffällige Form) andere Individuen der selben Pilzart aber mit einer Blau"alge" vergesellschaftet sind (das sind in Wirklichkeit - wie man heute weiß - Cyanobakterien), heißen sie beide gleich, sehen aber total unterschiedlich aus. Während man im Allgemeinen davon ausgeht, dass der Pilzpartner den spezifischen Flechtenkörper (Thallus) aufbaut, sieht man am genannten Beispiel, welch immensen Einfluss auch der Photobiont auf die Struktur des Flechtenlagers hat. Beide Schwestern sind übrigens sofort im Gelände zu unterscheiden: die Grünalgenvariante sieht feucht leuchtend grün, die Cyanobakterienvariante dagegen dunkel graublau bis fast schwärzlich aus.
Ich wünsche allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Start im kommenden Jahr.
Da Velvet hier jüngst Lobaria laetevirens angsprochen hat, füge ich ein Bild einer sehr ähnlichen Art (Lobaria sublaevis) bei. Es stammt von einem Walnussbaum an der Ribeira do Poco (Weg zwischen Boca do Cerro und Encumeada).
Dieses feuchte Exemplar von L. sublaevis habe ich in diesem September südlich von Seixal fotografiert; dort wo die Ribeira Seixal aus dem Lorbeerwald austritt (südl. Chao de Cancela). An dieser Stelle war ich mindestens schon zehnmal ... es war dort immer feucht und kühl - ideale Bedingungen für das Wachstum der wechselfeuchten Flechten.
Die äußerlich kaum zu unterscheidende Blattflechte Lobaria virens (früher Lobaria laetevirens) kann man am sichersten an den unterschiedlichen chemischen Reaktionen erkennen.
udalriche:Da Velvet hier jüngst Lobaria laetevirens angsprochen hat, füge ich ein Bild einer sehr ähnlichen Art (Lobaria sublaevis) bei.
Hallo Ulrich,
wenn ich mich recht erinnere, hatte ich hier L. sublaevis und nicht L. laetevirens angesprochen. Der letztere Name ist jetzt auch etwas verwirrend, da er im Weiteren von dir nicht mehr erwähnt wird und anscheinend ein Synonym zu L. virens darstellt... ??
Was mich aber noch interessieren würde, gibt es irgendwelche leicht erkennbare Merkmale wie man diese L. sublaevis von einer Parmelia unterscheiden kann, ohne auf der Unterseite nach irgendeinem Filz suchen zu müssen? Aber vermutlich wird es doch wieder auf eine Handlupe hinaus laufen. Weiß nicht warum, aber irgendwie stehe ich mit diesen Dingern auf dem Kriegsfuß...