| Passwort vergessen?
Sie sind nicht angemeldet.  Anmelden

Infos, Tipps und Austausch zu Leben und Urlaub auf Madeira

 


Wanderfuehrer/Reiseleiter
  •  
 1 2
21.06.11 14:47
tatanka36

nicht registriert

Wanderfuehrer/Reiseleiter

Mahlzeit,
moechte mal folgende Frage in den Raum stellen: "Wieviel Einfluss und Verantwortung muss ein Wanderfuehrer/Reiseleiter haben?
Kann man NEIN sagen, wenn die Personen nicht den Bedingungen angepasst sind, sprich Kleidung und Ausruestung? Oder vielleicht sich ueberschaetzen. Geht es wie ueberall nur um´s Geld?"

Ich schreibe das, weil heute laut Zeitung eine 50 jaehrige Deutsche bei einer Wanderung toedlich verunglueckt ist (mit Fuehrer).


Gruss Steffen

21.06.11 15:30
wauzih

nicht registriert

Re: Wanderfuehrer/Reiseleiter

Hallo Steffen,
ich hab' die Nachricht hier: http://www.jornaldamadeira.pt/not2008.ph...data=2011-06-21 gefunden, dort steht nix drin, ob der Wanderführer in irgendwéiner Weise das hätte verhindern können, aber wahrscheinlich steht es in der Zeitung detaillierter.
Aber grundsätzlich hast Du recht mit Deiner Kritik, was einem so alles in geführten Gruppen schon begegnet ist -nicht nur auf Madeira-, da kann man manchmal nur den Kopf schütteln.
Klar sind die Führer auch in einer bescheidenen Lage, wenn irgendwo in einer Reisegesellschaft Leute ankommen, die nicht den Mindestanforderungen entsprechend auflaufen, ich kenne es auch aus eigener Erfahrung, zwar nicht als Wanderführer, aber doch aus einem Job, wo man garnicht so selten sicherheitsbedingt Leute an der Teilnahme an bestimmten Dingen ausschließen muß, und was man von denen dann alles zu hören kriegt, ist schon phänomenal.
Meine Meinung ist: wenn man die Verantwortung hat, muss man auch mal entschieden "NEIN" sagen können.
*bis denne*
das wauzih

21.06.11 16:47
raygina

nicht registriert

Re: Wanderfuehrer/Reiseleiter

Na dann will ich mich mal dazu äußern.
Ich habe weltweit bisher mehr als 250 Wandergruppenreisen mit einer jeweiligen Dauer von 10 Tagen und mehr als Reiseleiter, Wander-und Bergführer geleitet. Viele davon auf Madeira, von den Tagestouren nicht zu reden.
Dabei habe ich mehr als 2500 Gäste betreut und geführt. Ich sage Euch es gibt nichts das es nicht gibt.
Ich sage aber auch klipp und klar man kann und man muß NEIN sagen wenn es darauf ankommt. Das entbindet aber den einzelnen Teilnehmer nicht von seiner Eigenverantwortung.
Man kann niemanden, auch keinen Wanderführer verantwortlich dafür machen wenn ein Gruppenteilnehmer irgendwo herunterfällt....wie soll man denn 12 Leute oder mehr gleichzeitig an die Hand nehmen?
Wenn man vorn läuft und hinten einer runter fällt merkt der Führer das auch erst wenn er nicht mehr da ist. Zum Glück ist bei mir noch nie etwas passiert und ich hoffe das bleibt auch so..weil ich eben auch einmal NEIN sage.

Was da nun konkret an der Levado dos Tornos passiert ist? eine Ahnung und im Artikel steht es ja auch nicht.

Ray

21.06.11 16:49
macnetz 

Madeira-Strelitzie

Re: Wanderfuehrer/Reiseleiter

Hallo Steffen,

laut Diario soll der Unfall beim Fotografieren passiert sein.
Das wäre nicht im Vorneherein vermeidbar - ausser der Guide untersagt das Fotografieren und Filmen und die Benutzung von GPS-Geräten und Handys. Also alles Geräte mit denen man vom sicheren Gehen abgelenkt werden kann.
Das ist aber nicht praktikabel. Das Wandern auf den Levada-Wegen Madeiras ist gefährlich - lebensgefährlich.
Wie das Radfahren in der Grosstadt.

Mein Beileid gilt den Angehörigen der tödlich Verunglückten.

Grüsse
Anton

21.06.11 17:38
Olivada 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Wanderfuehrer/Reiseleiter

Hallo Zusammen,

ich hab zwar noch keine 250 Reisen geleitet wie Ray, aber über 100 sind es auch und über 1000 Gäste. Ob man NEIN sagen darf, hängt vom Veranstalter ab, für den man führt, weil der im Endeffekt die rechtliche Verantwortung trägt. Ich kann mir allerdings keinen vorstellen, der nicht hinter seinen Reiseleitern steht und deren Meinung akzeptiert. Bei einer Gruppenreise über mehrere Tage ist das mit dem NEIN sagen weniger das Problem. Da reicht ein Einflussnehmen in die eine oder andere Richtung. Ich hatte bisher noch nie Schwierigkeiten, wenn ich glaubte ein/e Teilnehmer/in ist für ein spezielle Tour nicht geeignet. Da gibt es auch keine Probleme wegen dem Geld. Die Reise ist als Komplettpaket gebucht.
Schwieriger wird es bei gebuchten Tagestouren. Nimmt man den Kunden nicht mit, zahlt der dann natürlich auch nichts. Da die Guias Montanhas auf Madeira meist für Agenturen arbeiten, hängt es auch da wieder von der Agentur ab, ob der Guia Nein sagen darf.
Anders ist die Lage bei staatlich geprüften Bergführern (Deutschland, Österreich, Schweiz, ich glaube auch Frankreich und Italien). Der staatlich geprüfte Führer trägt selber die Verantwortung und hat auch eine entsprechende Versicherung. Er muss sogar Nein sagen, wenn er der entsprechenden Meinung ist. Egal, ob er für einen Veranstalter führt oder auf eigene Rechnung.
Aber auch ein Staatlicher kann nicht verhindern, dass jemand aus Unachtsamkeit abstürzt. Oft passieren Unfälle aus einer Hektik heraus. Als Führer musst du Ruhe in die Gruppe bringen. Das ist für einheimische Führer sicher nicht immer ganz leicht, da oft unterschiedliche Mentalitäten geführt werden.

Grüße
Olivada

P. S.: Unfallbilanz: gering, ein Sturz: Gast musste genäht werden. Zwei Bänderrisse, ohne Sturz. Der Rest nur kleine Blessuren.

Zuletzt bearbeitet am 21.06.11 20:25

21.06.11 17:46
MacMurphy

nicht registriert

Re: Wanderfuehrer/Reiseleiter

Ich komme gerade von dieser Tour und ich habe vom Levadeiro an der Levada davon gehört.
Der Weg ist im besten Zustand und der/die verunfallte hat wohl tatsächlich fotografiert.


Ich werde mich zu einem späteren Zeitpunkt noch äusser, denn das tippen auf einem kleinen Screen strengt an.

macmurphy


www.mari-made-it.com Nicht vergessen. Forumsmitglieder bekommen 10% Nachlass.

www.youtube.com/watch?v=R-6i-5jDwTk



21.06.11 18:53
wauzih

nicht registriert

Re: Wanderfuehrer/Reiseleiter

Olivada:
Oft passieren Unfälle aus einer Hektik heraus.
...meiner Meinung nach nicht nur das, es ist seltsamerweise so, daß bei allem, was mit Freizeit/Urlaub/Tourismus zu tun hat, sehr viele Menschen meinen, daß Risiken, die sie im täglichen Leben niemals eingehen würden, mit einem Male mit dem kleinen Finger zu bewältigen oder außer Kraft gesetzt sind, egal ob sie sich in einem Klettergarten alle Gräten verrenken, in einer Looping-Achterbahn ihren Kreislauf grenzwertigen G-Kräften aussetzen, sich durch Menschenmassen pressen wie auf der Love-Parade oder am Grat einer Levada entlang hopsen, und das wird in unserer Spaß-Gesellschaft m.M. immer mehr...
*it's only fun, who cares*

Wenn was passiert, wird immer 'n Schuldiger gesucht, und das ist dann meist der mit dem schlechtesten Anwalt.

Zuletzt bearbeitet am 21.06.11 18:56

22.06.11 07:59
Boernie

nicht registriert

Re: Wanderfuehrer/Reiseleiter

Unsere Devise lautet:

Entweder gehen oder gucken!!! Beides kann schnell in die Hose gehen........

Manchmal ist es schwierig sich daran zu halten wenn die Landschaft einen verzaubert, aber man sollte immer, immer daran denken!!!

Gruss
Bernd

Zuletzt bearbeitet am 22.06.11 08:00

22.06.11 12:46
MacMurphy

nicht registriert

Re: Wanderfuehrer/Reiseleiter

So.

Also ersteinmal ist ein Unfall immer schlimm, keine Frage aber wenn man die Umstände sieht, wie die Unfälle passieren, dann wundert es mich, das nicht viel mehr passiert.
Angefangen bei den Schuhen. Es gibt Flossen zum schwimmen, Schlittschuhe fürs Eislaufen, Moonboots für den Spaziergang auf dem Mond aber warum trägt man nicht Wanderschuhe beim Wandern? Hilft sicherlich nicht bei einem Absturz aber man hat ein völlig anderes Lauf und Sicherheitsgefühl darin.

Ich hatte in einem meinen wirklich zahlreichen Gruppen (sicher mehr als 250 ) auch schon Leute gehabt, die haben 3 paar verschiedene Schuhe zum wandern im Rucksack gehabt und sich jedesmal, wenn sie es für richtig hielten, die Schuhe gewechselt. "kopfschüttel"
In meiner Gruppe die heute morgen Madeira verliess, war ein Kletterer dabei. Er lief nicht wie alle anderen auf dem Levadaweg, auch nicht auf der Mauer, sondern auf dem 20cm breiten Streifen zwischen Levada und Fels. Der hatte es richtig drauf. Bis es abend wurde und er runter zum Meer lief und böse zwischen die Steine fiel. Ordentlich Blut und tiefe Schürfwunden. Moral der Geschichte: Man muss ständig konzentriert sein. (ein einzelnes schnelles schadenfrohes Zucken ging durch meine Mundwinkel)

Bei vielen Menschen setzt auch schon eine Degenerierung ein. Der Aaper Stadtwald mit den gefegten Wegen und Astfreien Kurven stellen für viele schon eine Herausforderung dar. Die quatschen uns Guides dann voll, wo sie nicht schon allles wandern waren und wieviele Millionen Höhnemeter sie schon absolviert haben. Kommt dann der erste Anstieg auf den Pico Ruivo, verfärben sich die Gesichter zumehmend in ein tiefes Rot und der Gang wird frontlastig. Da weiss man als Guide auf wen man dann aufpassen muss. Eventuell sollte sich der Wanderer auch schon etwas früher als während der Wanderung an einen Wanderstock gewöhnen. Auch das ist ein potenzielles Risiko geworden. Der Wanderer hat manchmal überhaupt keinen Schimmer wo er seinen Stock aufsetzt.

Als Guide hat man, wie Olivada schon sagte, die Aufgabe Ruhe in die Gruppe zu bringen. Aber der Guide kann nicht überall sein. Und wenn jemand stolpert, kann man als Guide nichts machen.

Ich halte vor jeder Gruppe ein Einführungsmeeting ab und da ist eines der ersten Punkte das Fotografieren. Immer stehenbleiben beim knipsen versuche ich einzutrichtern aber das bleibt meistens nicht so lange im Gedächnis. Da kommt von mir auch schon mal eine ernsthafte Ermahnung. Aber was willst du machen wenn du vorne läufst und hinten einer beim gehen filmt?


Am allerbesten und am sichersten ist es, von Anfang bis zum Ende sich zu konzentrieren, Pausen einlegen wenn man müde wird, keinen Alkohol trinken (erst wenn man es sich verdient hat)

Aber am allersichersten ist es: Liebe Wanderer, auch wenn ihr alle über Wandererfahrung verfügt, hört BITTE BITTE BITTE auf das, was der Guide sagt. Er will, das ihr die Insel kennenlernt und gesund in den Flieger steigt, er will euch nicht das Leben schwer machen oder euch bevormunden.


Meine Unfallbilanz: Im Verhältnis extrem niedrig. Ein angebrochener Knöchel war das schlimmste und ein fast abgeschnittener Daumen das blutigste. Passiert während der Pause!!!
Zählen Kopfnüsse von Tunneldecken oder Ästen auch zu Unfällen, weil dann hab ich eine extrem hohe Bilanz. Da kann man als Guide hinter dem Gast gehen, ihm sagen das er den Kopf einziehen soll und auf des "JaJa, ich weiß" warten. Danach kommt wieder ein schnelles einzelnes schadenfrohes Zucken...........



macmurphy


www.mari-made-it.com Nicht vergessen. Forumsmitglieder bekommen 10% Nachlass.

www.youtube.com/watch?v=R-6i-5jDwTk



22.06.11 22:35
Emma

nicht registriert

Re: Wanderfuehrer/Reiseleiter

Hallo, bin neu hier und habe die Nachricht von dem Unfall an der Levada gelesen.

Befürchte, es handelt sich um meine Freundin, die vor zwei oder drei Tagen auf einer Wanderung auf Madeira tödlich verunglückt ist.
Sie ist (war) Fotografin. Leider sind über die Behörden keine nähere Angaben zum Unfall zu erfahren; die Teilnehmer der Gruppe sind angeblich befragt worden
und haben nichts mitbekommen.
Falls jemand vor Ort etwas weiss oder gelesen hat - bin für jede Information dankbar!!

Emma.

Zuletzt bearbeitet am 22.06.11 23:06

 1 2
Einführungsmeeting   Forumsmitglieder   lebensgefährlich   Wandergruppenreisen   unterschiedliche   jornaldamadeira   Gruppenteilnehmer   data=2011-06-21   Reisegesellschaft   sicherheitsbedingt   allersichersten   Sicherheitsgefühl   Looping-Achterbahn   Mindestanforderungen   Eigenverantwortung   Wanderfuehrer   Spaß-Gesellschaft   Verantwortung   Wandererfahrung   Reiseleiter