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Infos, Tipps und Austausch zu Leben und Urlaub auf Madeira

 


Bolo do Caco
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17.10.14 12:24
tatanka36

nicht registriert

Re: Bolo do Caco

Mahlzeit - Nachtrag,
habe mich heute noch mal umgehoert. Das original Rezept, was mehr oder weniger aus der Not geboren wurde, ist ohne Suesskartoffeln. Mehl, Wasser, Salz, Hefe und zwei Eier pro Kilo Mehl, fertig. Und beidseitig backen. Wer Suesskartoffeln frueher hatte, macht sie bestimmt nicht in den Brotteig, als Beilage ok. Und, es gibt heute z.B., total geschmacklich anders, Pão da Batata, Kartoffelbrot.


Gruss Tatanka

17.10.14 16:42
Olivada 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Bolo do Caco

Hallo Zusammen,

Andere Erklärung zum "Caco": wenn das Brot hart wird, bricht es wie Tonscherben. Der Ursprung dürfte das uralte Pitabrot sein, es war auch nicht so dick wie heute, und je trockener, desto haltbarer.
Auf alle Fälle ein interessantes Thema, und ich gebe tatanka recht, ursprünglich gehört ins Bolo do Caco keine Süßkartoffel. Bei den Eiern bin ich mir nicht so sicher. Eher nicht, das war auch ein Luxus, den man nicht in so profane Dinge wie Brot tat.

Schöne Grüße
Olivada

Zuletzt bearbeitet am 17.10.14 16:46

17.10.14 22:22
wauzih

nicht registriert

Re: Bolo do Caco

Hallöchen,
na ist schon interessant, wobei sich mir die Frage stellt, wann "früher" oder "ursprünglich" zeitlich denn anzusiedeln wäre.

Es dürfte logisch sein, daß die ersten Brote auf Madeira nicht mit Kartoffel- oder Süsskartoffelanteilen gebacken wurden.
Und auch Fladenbrote -zu denen Bolo do Caco ja gehört- haben weltweit in so ziemlich allen Kulturen eine ähnliche Geschichte, meist waren sie mangels bindefähiger Mehle und wohl auch geeigneter Treibmittel flach, und wenn sie auf Vorrat gebacken wurden (und werden) auch ziemlich knackig, Südtiroler Schüttelbrot oder skandinavisches Knäckebrot sind nur einige Beispiel dafür.
Aus diesen Formen haben sich dann regional die verschiedensten Arten von Fladenbroten entwickelt,
und die oben von Tatanka beschriebene Variante mit Ei kenne ich noch als 'ne ziemlich einfache Version des deutschen Mehlpfannkuchens
(in der Nachkriegszeit war das Rezept bei meinen Großeltern die gängige Variante, und da hieß der nicht Eierpfannkuchen,
vor'm Krieg jedoch schon ;-).

Na, und unter all diesen Fladenbrotvarianten ist Bolo do Caco eben ein Unikat:
für ein Fladenbrot ist es relativ dick, und es enthält (Süss-)Kartoffeln,
das sind -wenn man so will- die Alleinstellungsmerkmale dieses Klopses.

Die Frage, die ich mir dabei stelle:
woher bekamen die Einwohner von Madeira denn früher das nötige Mehl?
Wenn man heute schaut, begegnen einem selten Getreidefelder auf der Insel, Kartoffeln sind da wesentlich häufiger.
War das in der Geschichte der Insel immer so, daß Getreide selten angebaut wurde, und wenn ja, woran könnte das liegen?
Ist der Boden dafür ungeeignet, oder das Wetter, oder was?

Nun ja, und in Broten, Brötchen und ähnlichem wurde ja in Notzeiten oft alles mögliche mit verbacken, ein Beispiel aus meiner Heimatgegend habe ich ja schon an anderer Stelle beschrieben, und wenn hierzulande darin heute noch Kartoffelmehl verbacken wird, dann steht das nur stellvertretend für eben diese vielen Notlösungen, die mit Kartoffeln sicher nicht anfingen und mit Sägemehl nicht aufhörten, nicht nur auf Madeira gehören karge Zeiten zum Lauf der Geschichte.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß Getreidemehl angesichts kaum vorhandenen Getreideanbaus auf der Insel nicht eben billig zu haben war, und man dann versuchte, die Teigmenge mit günstigeren Produkten vom eigenen Feld zu strecken, und da Kartoffeln oder auch Süsskartoffeln ja anscheinend wohl nicht erst seit heute ganz gut hier gedeihen, wäre das für mich 'ne halbwegs logische Erklärung.

Okay, aber das sind Spekulationen, weiß da vielleicht jemand etwas fundiertes zur Entstehung des Bolo do Caco,
und evtl. auch zu Einzelheiten des Getreideanbaus auf der Insel,
denn wie Olivada schon schreibt: ein interessantes Thema...

*tschaui*
das wauzih

17.10.14 23:07
tatanka36

nicht registriert

Re: Bolo do Caco

Mahlzeit,
Jugend forscht, wie wauzih sagt, sehr interessant. Fakt ist, dass auf Madeira keine Getreide angebaut werden. Aber auf Porto Santo kann man heute noch die Muehlen sehen, die stehen direkt oberhalb des Hafens, mit Raedern, um sie in den Wind zu drehen. ----------Logisch waere, Porto Santo wurde zuerst endeckt, die Leutchen haben Weizen oder Gerste angebaut. Hat auch funktioniert. Aber das Problem, was kam, war die Bewaesserung. Ich nehme an, dass das Mehl vom Festland kam oder aus England, im Tausch mit Wein oder Fruechten.


Gruss Tatanka

18.10.14 08:08
Olivada 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Bolo do Caco

Hallo Zusammen,

Meines Wissens waren die Dächer der Strohhäuser "ursprünglich" aus Weizenstroh. Mit dem Abfall vom Dachdecker konnte man dann das Brot machen...

Schöne Grüße
Olivada

Nachtrag: mit ursprünglich meine ich, wer hat mit einer Tätigkeit an einem Ort wie angefangen. In die Berge ging man ursprünglich mit genagelten Lederschuhen, orientiert haben sich die ersten Sportbergsteiger mit Kompass, barometrischem Höhenmesser und Karte aus Papier. Geocaching hat man ursprünglich mit GPS-Empfängern betrieben. Die ersten Wanderstöcke waren aus Holz, Nordic Walking hat man aber ursprünglich mit leichten biegsamen Stöcken aus Metall betreiben, usw. Aber ich schweife ab... Ist ja auch Wurscht. Mit Süßkartoffel wird das Brot saftiger.

Zuletzt bearbeitet am 18.10.14 08:34

18.10.14 11:17
wauzih

nicht registriert

Re: Bolo do Caco

tatanka36:
.../... Fakt ist, dass auf Madeira keine Getreide angebaut werden. .../...
Na ja, so ab und zu findet man doch mal ein kleines Feld, so wie hier letzten Sommer bei Gaula



aber ist halt selten, ist schon klar, heut importiert man das Mehl einfach irgendwoher.
Interessant wäre m.M., ob es früher mehr Anbauflächen für Getreide auf Madeira selbst gab, die von Olivada erwähnte Eindeckung der traditionellen Santanahäuser würde das ja vermuten lassen, oder das Stroh kam von Porto Santo. Zudem war der Transport von feuchtigkeitsempfindlichen Getreide oder Mehl auf früheren (Segel)schiffen sicherlich problematisch-
was dann wieder bedeuten würde, daß Mehl früher doch ein relativ rares und damit sicher auch teuresGut auf Madeira gewesen sein könnte-
und "früher" würde ich jetzt einfach mal auf's Ende des 19.Jahrhunderts datieren.

Und um mal den Versuch eines "Ursprungs" für Bolo do Caco zu definieren:
m.M. müßte man dazu wissen, ab wann es auf Madeira ein Backerzeugnis gab, das von der Bevölkerung so genannt wurde, ersatzweise ein Zeitpunkt, von dem an es dickere, etwas elastische Fladenbrote zu verzeichnen gibt.
Interessant ist das m.M. auch deshalb, weil die eigentliche Urform des Fladenbackens sicherlich von den ersten Siedlern aus dem Mutterland mitgebracht wurde, Bolo do Caco in der heutigen Form und Zusammensetzung ist meines Wissens in Portugal selbst mehr oder weniger unbekannt, und da wäre dann auch die Frage, wie es z.B. auf den Azoren damit ausschaut, in brasilianischen Kochforen habe ich schon mal den einen oder anderen Hinweis gefunden, daß dort etwas ähnliches regions- und fallweise vorkommt.

*tschaui*
das wauzih

Zuletzt bearbeitet am 18.10.14 11:21

Datei-Anhänge
k-P1010562.JPG k-P1010562.JPG

Mime-Type: image/jpeg, 324 kB

18.10.14 12:56
MacMurphy

nicht registriert

Re: Bolo do Caco

Hallo
Man findet z.B am Ostkap verwildertes Getreide sowie auch auf den Levadas im Süden. Immer wieder lugt dann Hafer und Getreide am Rand hervor.
Auch die Gegend um Santana müsste recht viel Getreide gehabt haben, denn dort findet man auch noch einiges an verwildertem.

Finde den Thread übrigens sehr interessant.

macmurphy

20.10.14 17:53
madBee 

Madeira-Strelitzie

Re: Bolo do Caco

Hallo,

von dem Pfarrer Pereira noch einige Angaben zum Bolo do caco:

Er schreibt, dass sie dazu verwendeten Süsskartoffeln im Ofen (also trocken) gegart wurden.
Als Menge gibt er an: 1 Brot Süsskartoffeln (wohl die einem Brot entsprechende Menge) auf ca 11kg Weizenmehl.
Die 11 kg kommen von dem Hohlmass Alqueire, was mit Weizen gefüllt 11kg entsprochen haben soll.
Der Teig wird dann wie Brotteig geknetet, aber länger, bis er schön geschmeidig ist.
Dagegen soll man es weniger lang aufgehen lassen als normalen Brotteig.

Gebacken wird es auf Tonplatten oder- formen in der Asche, oder über offenem Feuer, oder auf einem runden Tuffstein, der vorher im Ofen erhitzt wurde. Zum Schluss soll es noch einmal richtig an die Aschenglut gebracht werden, damit die Kanten gebräunt werden.
Haltbarkeit wird mit einer Woche angegeben.

(So ein Tuff(oder Beton?) stein-Teil, aufzulegen auf einen Metall-Dreifuß fanden wir seinerzeit im Haus vor, haben es aber gleich verschenkt.)

Ich glaube, dass die heute an den Bolo do Caco - Ständen Süsskartoffelmehl aus der Tüte nehmen, oder?

Wenn man aber die Süsskartoffeln selbst garen will, dann würde ich nicht die orangefleischigen nehmen, Wauzih.

Grund: Es gibt ganz viele verschiedene Sorten Süsskartoffeln - rote und weissschalige, süsse und nach nichts schmeckende, geschlitztblättrige und ganzblättrige, grünblättrige und lilablättrige. Und auf dem Baurenmarkt haben die Sorten drei Namen:
1. Batata inglesa - das sind immer die teuersten und schön süss
2. Batata cenoura(=Karotte) - mittlerer Preis, orangenes Fleisch, weniger süss
3. Batata brasileira - günstigster Preis, kaum Geschmack

Ja, und ich meine, die Inglesa sind die Besten!

Auf jeden Fall scheut Ihr ja weder Zeit noch Mühe, um beim Kochen zum besten Ergebnis zu kommen. Prima!


Liebe Grüße, madBee

Zuletzt bearbeitet am 22.01.17 12:36

20.10.14 19:04
madeirafan 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Bolo do Caco

Wieder interessante Details zu Bolo do Caco, danke für diese Ausführungen.

Leider habe ich in Deutschland bisher nur die orangenfleischigen Süßkartoffeln gesehen.
Eine Sortenbezeichnung ist mir auch noch nicht aufgefallen.

LG madeirafan

20.10.14 21:00
wauzih

nicht registriert

Re: Bolo do Caco

Hi madBee,

*boaaah eyy* da hast Du mit Deinem Pfarrer Preira 'ne phantastische Quelle angegraben

madBee:
.../...Er schreibt, dass sie dazu verwendeten Süsskartoffeln im Ofen (also trocken) gegart wurden.../..
Solch ein Rezept hatte silent hier im Thread ja schon mal zum besten gegeben, aus Zeitgründen hatte ich bisher die Knollen immer gekocht, aber werd's dann demnächst auch mal mit im Ofen gegarten Süsskartoffeln ausprobieren.

madBee:
Als Menge gibt er an: 1 Brot Süsskartoffeln (wohl die einem Brot entsprechende Menge) auf ca 11kg Weizenmehl.
Hmmm, *kopfkratz* was könnte das für 'ne Mengenangabe sein...?
Der Nachbar von meinem Opa hatte 'ne Bäckerei, und ich erinnere mich, daß der auch oft von "ein Brot" als Maßeinheit redete, quasi ein Standard-Brotlaib, und das war denn schon 'n ganz schöner Trum, so 1,5 bis 2 Kilo dürften das schon gewesen sein. Klar, man kann natürlich nicht sagen, ob das das Gleiche ist, was auf Madeira damit gemeint war, aber wenn's so wäre, käme man vielleicht auf einen Süsskartoffelanteil von -gaaanz vorsichtig geschätzt- 20 bis 25 Prozent.


madBee:
Der Teig wird dann wie Brotteig geknetet, aber länger, bis er schön geschmeidig ist.
Jau, das ist das, woran die Meisten bei den ersten Versuchen verzweifeln; man muss den Kartoffelmatsch ja mit stabilisieren, und das geht nur, wenn man den Weizenkleber so weit als möglich aktiviert, und das geht nur durch Kneten.

madBee:
Dagegen soll man es weniger lang aufgehen lassen als normalen Brotteig.
Ja, stimmt auch, die Hefe fällt ja wie eine Herde hungriger Wölfe über den hohen Anteil an Zucker und Kohlenhydraten in der Süsskartoffelmasse her- wenn man da nicht aufpaßt, kommt man garnicht mehr in die Küche

madBee:
(So ein Tuff(oder Beton?) stein-Teil, aufzulegen auf einen Metall-Dreifuß fanden wir seinerzeit im Haus vor, haben es aber gleich verschenkt.)


madBee:
Ich glaube, dass die heute an den Bolo de Caco - Ständen Süsskartoffelmehl aus der Tüte nehmen, oder?
Also bei Ebay gibt's sowas zu kaufen, ob es auf Madeira dazu benutzt wird, kann ich natürlich nicht sagen. Der schon erwähnte Bolo-Bäcker am Hafen von Funchal (gibt's ja leider derzeit nicht -mehr?-) hatte immer einen großen Topf auf der Herdplatte stehen, in dem auch Süsskartoffeln drin waren; wie oft und wie viele er davon jeweils in den Teig gegeben hat, kann ich nicht sagen, so lange durfte ich dort nicht gucken...
Doch ich denke mal, daß es im Gastro-Bedarf auf Madeira vorgefertigtes Bolo do Caco geben dürfte, vielleicht gefrostete Rohlinge, und bei deren Herstellung dürfte sicherlich Süsskartoffelmehl zum Einsatz kommen.
Ist vielleicht auch mal einen Versuch wert.


madBee:
Wenn man aber die Süsskartoffeln selbst garen will, dann würde ich nicht die orangefleischigen nehmen, Wauzih.

Grund: Es gibt ganz viele verschiedene Sorten Süsskartoffeln - rote und weissschalige, süsse und nach nichts schmeckende, geschlitztblättrige und ganzblättrige, grünblättrige und lilablättrige. Und auf dem Baurenmarkt haben die Sorten drei Namen:
1. Batata inglesa - das sind immer die teuersten und schön süss
2. Batata cenoura(=Karotte) - mittlerer Preis, orangenes Fleisch, weniger süss
3. Batata brasileira - günstigster Preis, kaum Geschmack

Wie madeirafan schon schreibt: hier in D gibt's eigentlich nur orangefarbenen Exemplare. Ich hatte jedoch schon mal bei Marktkauf welche gefunden, die etwas rötlicher aussahen, waren als "Bio" ausgewiesen, und kosteten ungefähr das dreifache von dem, was in anderen Märkten für die Karottenähnlichen verlangt wurde.
Könnten die vielleicht die "Inglesa" gewesen sein...? (wie gesagt, auffällig war die in's rot gehende Farbe).


Nun ja, auf jeden Fall kann man m.M. anhand der Schilderungen des Pfarrer Pereira -die ja wohl aus der Mitte der 1960er Jahre stammen- davon ausgehen, daß es Bolo do Caco in etwa der heute Version schon vor etwa 50 Jahren so gebacken wurde, und das ist ja auch schon was.
Vielleicht gibt's in seinen Ausführungen ja noch einen Hinweis darauf, seit wann es Bolo do Caco in der Form geben könnte...?

*tschaui*
das wauzih

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